2. Vertiefung: „Alltagsversorgung und grundlegende Angebote in Karlsbad“ - Videoimpulsvortrag am Dienstag, 27. Oktober von 18:00 Uhr bis 20:00 Uhr
Nachdem in zwei bereits erschienenen Ausgaben des Mitteilungsblattes und ebenso auf der Homepage der Gemeinde sowohl ein Gesamtüberblick über die Ergebnisse der Bürgerbefragung in der Generation 40+, als auch eine erste Vertiefung der Befragungsergebnisse zum Thema „zu Hause wohnen im Alter“ gegeben wurden, sollen nun im Folgenden die Ergebnisse zur Alltagsversorgung und weiteren grundlegenden Angeboten aus den Bereichen Gesundheit, Freizeit und Soziales in Karlsbad vertiefend dargestellt werden.
Peter Gaymann, www.demensch.gaymann.de
Hohe Bedeutung von Begegnungsorten & sozialem Austausch in Karlsbad
Die Bewertung der Angebotsstruktur in Karlsbad zeigt einige Handlungsfelder auf. Zur Identifizierung dieser Handlungsfelder wird im Folgenden verglichen, wie viel Prozent der Befragten einem Angebot eine hohe Bedeutung für sich persönlich zugesprochen haben (Grüne Balken in der Abbildung links: „Ist Ihnen dies wichtig?“) und wie viele Befragte im Gegenzug in Karlsbad hierfür den Bedarf gedeckt sehen (Grüne Balken in der Abbildung rechts: „Gibt es ausreichend/gute Möglichkeiten“).
So zeigt sich im Vergleich dieser Bewertungen in Bezug auf Angebote der Rubrik Freizeit und Soziales im Bereich Gastronomie eine Differenz von 34 Prozentpunkten zwischen dem Anteil der Personen, denen dieses Angebot wichtig ist und denen, die hierfür ausreichend oder gute Möglichkeiten in Karlsbad sehen. Ebenfalls besonders hohe Unterschiede zeigen sich in den weiteren rot eingekreisten Bereichen: Begegnungs- und Austauschmöglichkeiten zwischen Jung und Alt (24 Prozentpunkte Differenz), Plätze zum Verweilen im öffentlichen Raum (21 Prozentpunkte Differenz) und Treffpunkte (19 Prozentpunkte Differenz).
In einigen Bereichen bestehen geringfügige Differenzen (Kultur & Bildung sowie Zuverdienstmöglichkeiten) bzw. werden weitgehend deckungsgleich zwischen Bedeutsamkeit und realen Möglichkeiten eingeschätzt (Sportangebote). Allen übrigen Bereichen werden von vielen Befragten gute Möglichkeiten zugesprochen, ohne dass diese Bereiche ihnen selbst bedeutsam wären (Aktiv sein in der Kirchengemeinde oder Vereinen sowie Karlsbad mitgestalten).
Es fällt auf, dass die vier genannten Bereiche mit der höchsten Differenz zwischen hoher Bedeutsamkeit auf der einen und geringer Verfügbarkeit auf der anderen Seite alle im weiteren Sinne (auch) auf die Angebote an Begegnungsorten in Karlsbad abzielen – sei es in Form von Cafés und Restaurants oder in Form von attraktiven Plätzen, die zum Verweilen einladen und als soziale Treffpunkte für die Einheimischen dienen können. Das betrifft auch die Begegnungsmöglichkeiten zwischen Jung & Alt: Für mehr als ein Drittel der Befragten sind solche Angebote wichtig, nur 10 % sehen hierfür jedoch ausreichend oder gute Möglichkeiten in Karlsbad gegeben.
Auf die Nachfrage, welche Angebote die Befragten persönlich besonders interessieren würden, wenn Angebote zu Austausch und persönlicher Begegnung in Karlsbad ausgebaut würden, zeigt sich insbesondere ein Interesse an kulturellen Veranstaltungen sowie Sport- und Bewegungsangeboten. Aber auch gemeinsame Reisen und Ausflüge sowie intergenerationale Angebote sind für mehr als ein Drittel der Befragten interessant.
Die Ergebnisse zeigen deutlich: Gut funktionierende Nachbarschaften und eine Kultur der gegenseitigen Unterstützung und Sorge sowie ein lebendiges Sozialleben in der Gemeinde sind keine Selbstverständlichkeiten. Solche Sozialräume müssen aktiv gestaltet werden. Die Kommune und andere relevante Akteure vor Ort können hierfür die förderlichen Rahmenbedingungen schaffen und öffentliche Räume so gestalten, dass Begegnungen und Austausch zwischen den Bewohnerinnen und Bewohnern im Ort erleichtert werden. Außerdem können lokale Initiativen von Bürgerinnen und Bürgern oder Vereine beim Aufbau neuer Begegnungsangebote unterstützt werden, etwa indem Kontakte vermittelt, Beratung zu Fördermöglichkeiten und rechtlichen Rahmenbedingungen angeboten, Räume zur Verfügung gestellt oder bei der Suche nach geeigneten Räumen geholfen wird. Bei der Gestaltung neuer Treffpunkte, die laut Befragungsergebnissen insbesondere auch dem Austausch zwischen Jung und Alt dienen sollen, muss darauf geachtet werden, wie intergenerative Angebote so angelegt werden können, dass diese auch für Kinder und Jugendliche attraktiv sind.
Wie beurteilen die Menschen in Karlsbad die Einkaufsmöglichkeiten vor Ort?
Mit zunehmendem Alter wächst die Bedeutung des näheren Wohnumfeldes als Mittelpunkt der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, insbesondere für Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Neben Freizeitangeboten und sozialen Treffpunkten spielt vor allem auch das Einkaufen eine wichtige Rolle im Alltag. Dabei erfüllt das Einkaufen gerade im Alter indirekt auch immer eine soziale Funktion: Beim Einkaufen trifft man Freunde und Bekannte, tauscht sich aus und nimmt auf diese Weise am Sozialleben vor Ort teil.
Der langjährige Trend der Zentralisierung von Einkaufsmöglichkeiten an einige wenige Orte – häufig auf der „grünen Wiese“ außerhalb der Orte führt dazu, dass grundlegende Versorgungsangebote wie Supermärkte, Banken und Postfilialen in vielen Ortschaften nicht mehr fußläufig erreichbar sind. Vor allem bei der Anzahl kleinerer Lebensmittelgeschäfte war in den vergangenen Jahren deutschlandweit ein deutlicher Rückgang zu erkennen. Auch für die Nahversorgung in Karlsbad zeigen sich aus Sicht der Bürgerinnen und Bürger Verbesserungsbedarf:
Die Verfügbarkeit von Einkaufsmöglichkeiten der Alltagsversorgung hat für nahezu alle Bürgerinnen und Bürger in Karlsbad (93 %) eine herausragende Bedeutung. Demgegenüber beschreiben aber nur 36 % die Nahversorgungssituation mit Lebensmitteln als gut (36 %). Ein ähnliches Muster lässt sich auch in Bezug auf Banken bzw. Sparkassen und Postfilialen beobachten. Alle drei Bereiche weisen substanzielle Anteile negativer Bewertungen auf (37 % bis 44 %) sowie eine große Differenz zwischen hoher Bedeutsamkeit einerseits und deutlich geringeren Anteilen an Befragten, die die Angebotssituation als gut beschreiben. Nimmt man den Anteil der negativen Bewertungen zur Versorgungslage mit grundlegenden Angeboten der Alltagsversorgung als Gradmesser, weisen die Ergebnisse darauf hin, dass deutlich mehr als ein Drittel der Bewohnerinnen und Bewohner in Karlsbad und seinen Ortsteilen nicht über ausreichend Einkaufsmöglichkeiten im näheren Wohnumfeld verfügt. Eine geringe Dichte an Banken, Postfilialen und Geschäften des täglichen Bedarfs im näheren Wohnumfeld bedeutet im Durchschnitt höhere Anfahrtswege.
Wie sich an den folgenden Ergebnissen ablesen lässt, sind vor allem mobilitätseingeschränkte Personen ohne eigenes Auto und schlechter Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr von solch einer Situation betroffen. Sie werden in besonderem Maße in ihren Teilhabemöglichkeiten eingeschränkt, wenn sie nicht mehr selbst einkaufen gehen können. Bei gut erreichbaren Einkaufsmöglichkeiten vor Ort, die auch von Menschen erreicht werden können, die keine weiten Strecken mehr zurücklegen können, lässt sich generell beobachten, dass ältere Menschen häufiger einkaufen als jüngere. Auf Karlsbad trifft diese Beobachtung nur bedingt zu und betrifft vor allem die Altersgruppe der 60- bis 69-Jährigen. Rund 93 % dieser Altersgruppe gehen selbstständig einkaufen. Über alle Altersgruppen geben 89 % an, selbst einkaufen zu gehen. Ab 80 Jahren sind es hingegen nur noch 76%. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass 24 % dieser Altersgruppe nicht (mehr) selbst einkaufen geht. Man kann davon ausgehen, dass deutlich mehr als die Hälfte der über 80-Jährigen, die nicht mehr selbstständig einkaufen gehen, dies unfreiwillig nicht mehr tut.
Im Wesentlichen bestimmen die Nachfrage und damit verbundene Marktmechanismen darüber, ob sich Geschäfte aus dem Zentrum an den Stadtrand verlagern oder sich aus den kleineren Ortschaften zunehmend zurückziehen. Deshalb lassen sich Angebote nur mit Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger rentabel in die Ortschaften zurückholen, z.B. in Form von Dorfläden. Diese verbinden das Kerngeschäft des Lebensmittelverkaufs mit Zusatzangeboten wie Paketdiensten, Bankdienstleistungen, Begegnungsstätte, Lotto usw. Häufig ergreifen Bürgerinnen und Bürger beim Aufbau und Betrieb dieser Dorfläden selbst die Initiative. Die Kommune kann den Aufbau solcher Versorgungskonzepte durch Beratung, Moderation und Räumlichkeiten unterstützen. Unabhängig von neuen Versorgungsangeboten führen allerdings auch Verbesserungen bei den Mobilitätsangeboten und der Abbau von Barrieren im öffentlichen Raum zu einer besseren Erreichbarkeit von weiter entfernt liegenden Angeboten der Alltagsversorgung (das Thema „Mobilität“ wird ausführlicher in der kommenden Ausgabe behandelt).
Grundlegende Gesundheitsangebote: Ärzte für viele nur schwer erreichbar
Im Angebotsbereich Gesundheit zeigt sich die deutlichste Differenz zwischen Bedeutung und positiver Bewertung der Versorgungssituation bei den Ärzten (79 Prozentpunkte Differenz). Zudem bewerten 74 % die wohnortnahe Versorgung mit Ärzten als schlecht (roter Balken auf der rechten Seite). Der hohe Anteil an negativen Bewertungen weist auf eine insgesamt als unzureichend empfundene Versorgungsdichte mit Ärzten hin. Hingegen scheinen Apotheken für eine Vielzahl der Bürgerinnen und Bürger in ausreichendem Maße vorhanden zu sein.
Der Auftrag, die ambulante medizinische Versorgung sicherzustellen, liegt bei den Kassenärztlichen Vereinigungen. Sie regeln die Anzahl der Zulassungen von Vertragsärzten in den einzelnen Gebieten und haben die Möglichkeit, in von Unterversorgung bedrohten Gebieten verschiedene Maßnahmen zu ergreifen. Eine direkte Einflussnahme durch die Lokalpolitik zur Verbesserung der medizinischen Versorgung ist nur sehr begrenzt möglich. Allerdings wären beispielsweise Möglichkeiten zur Bereitstellung von Räumlichkeiten denkbar, etwa um Ärzten aus umliegenden Gemeinden den Betrieb von Zweigpraxen zu ermöglichen. Durch Kooperationen und Vernetzungen mit anderen Gemeinden mit Ärztemangel könnten Gemeinschaftslösungen oder der engere Kontakt zu der Kassenärztlichen Vereinigung gesucht werden. Hier gilt es, die für Karlsbad und seine Ortsteile passenden Möglichkeiten zur Verbesserung der wohnortnahen Versorgung auszuloten. Darüber hinaus bietet es sich auch hier an, Maßnahmen zur besseren Erreichbarkeit durch den weiteren Ausbau von Mobilitätsdiensten umzusetzen, insbesondere für ältere Menschen ohne PKW.
Fazit: Engagementbereitschaft der Bürgerschaft nutzen
Handlungsfelder für die Verbesserung der Angebots- und Versorgungsstruktur in Karlsbad ergeben sich also in erster Linie für die Verfügbarkeit von Begegnungsorten bzw. die Verbesserung der Rahmenbedingungen für Möglichkeiten des sozialen Austauschs einschließlich gastronomischer Angebote und Begegnungsmöglichkeiten zwischen Jung und Alt, die Erreichbarkeit von Ärzten und die wohnortnahe Grundversorgung im Ortskern. Die Bürgerinnen und Bürger in Karlsbad hatten zudem die Möglichkeit, uns in einer offenen Abfrage mitzuteilen, welches Angebot Ihrer Meinung nach in Ihrem direkten Wohnumfeld besonders fehlt. Die Rückmeldungen auf diese Frage bestätigen die oben genannten Handlungsfelder: Am häufigsten werden Einkaufsmöglichkeiten vor Ort genannt (179 Nennungen). Gewünscht werden hier vor allem Angebote der Grundversorgung (Kleiner Lebensmittelladen bzw. Geschäft mit verschiedenen Waren der Grundversorgung, Metzgerei und Bäckerei). Mit insgesamt 98 Nennungen am zweithäufigsten werden verschiedene gastronomische Angebote wie Cafés und Restaurants genannt. Die weiteren Themenbereiche lassen sich der beistehenden Grafik entnehmen.
Ein Großteil der Befragten, die auf diese Frage geantwortet haben (75 %) wäre außerdem bereit, sich auf die ein oder andere Weise persönlich für den Aufbau des fehlenden Angebotes einzusetzen. Dies und die insgesamt in der Befragung deutlich gewordene hohe Engagementbereitschaft in der Bürgerschaft gilt es für den Aufbau von neuen Angeboten einzusetzen – so vielleicht für einen Dorfladen. Welche Ideen, Lösungsansätze und Erfahrungen aus anderen Kommunen es im Bereich Nahversorgung gibt, können Sie kommende Woche im Videoimpulsvortrag erfahren, der am Dienstag, 27. Oktober von 18.00 bis 20.00 Uhr stattfinden wird. Näheres zum weiteren Prozess der Neuaufstellung der Bürgerbeteiligung in Karlsbad sowie zu Ablauf und Teilnahmebedingungen des Online-Vortrages erfahren Sie im Folgenden:
Allgemeines
Die hier und in weiteren Veröffentlichungen des Mitteilungsblattes in den kommenden Wochen vorgestellten Ergebnisse der Bürgerbefragung bilden den Startpunkt für einen Prozess, in dem alle Bürgerinnen und Bürger in Karlsbad eingeladen sind, den Auf- und Ausbau von Angeboten sowie die Bedingungen eines guten Älterwerdens in Karlsbad gemeinsam aktiv zu gestalten. Der demografische und soziale Wandel in Karlsbad wird somit nicht allein auf die Frage der pflegerischen oder gesundheitlichen Versorgung einer älter werdenden Bürgerschaft verengt. Vielmehr sollen die Lebensbedingungen vor Ort von und mit den Bürgerinnen und Bürgern gemeinsam gestaltet werden.
Weitere Termine
Bereits im Mitteilungsblatt am 30. Juli informierte die Gemeinde über den geänderten Ablauf des geplanten Bürgerbeteiligungsprozesses aufgrund der Corona-Pandemie. Parallel zu weiteren Veröffentlichungen der Befragungsergebnisse im Mitteilungsblatt im Oktober und November gibt es ab September fünf Videoimpulsvorträge an denen die Bürgerinnen und Bürger teilnehmen können. Die Videoimpulsvorträge finden immer in der Woche nach der jeweiligen Themenveröffentlichung im Mitteilungsblatt statt. Dabei soll es möglich sein, ausgewählte Praxisideen kennenzulernen und mit Praxisexperten ins Gespräch zu kommen. Auf der Webseite der Gemeinde wird weiterhin ein „Sammellink” unter der Überschrift „Ergebnisse Bürgerbefragung Gutes Älterwerden / Neuaufstellung Bürgerbeteiligung” eingerichtet. Auf diesem werden die Unterlagen elektronisch zur Verfügung stehen.
Bürgerbefragung 40+ in der Gemeinde Karlsbad
29.09.2020
1. Vertiefung: „Zu Hause Wohnen im Alter“ – Videoimpulsvortrag am Dienstag, 6. Oktober von 18.00 Uhr bis 20.00 Uhr
Peter Gaymann, www.demensch.gaymann.de
Zu Hause wohnen im Alter: Wunsch und Wirklichkeit
Zahlreiche deutschlandweite Umfragen zeigen, dass ältere Menschen so lange wie möglich selbstständig in ihrer vertrauten Umgebung wohnen bleiben wollen, auch wenn sie auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sind. Wie bereits im Überblick der Befragungsergebnisse im Mitteilungsblatt vom 17. September 2020 gezeigt wurde, bildet auch Karlsbad davon keine Ausnahme. Auch bei Einschränkungen und erstem Pflegebedarf käme für 74 % der Karlsbader ab 40 Jahren der Verbleib im eigenen Haushalt auf jeden Fall in Frage; nur 3 % ziehen das nicht in Betracht.
Trotz des allgemeinen Wunsches zu Hause zu wohnen, besteht in der Praxis jedoch eine hohe Unsicherheit: Mit 50 % beurteilte nur die Hälfte der Befragten die Aussicht einer zukünftigen Versorgung im eigenen Haushalt bei erstem Pflegebedarf als sehr wahrscheinlich. Die andere Hälfte ist sich unsicher oder hält diese Möglichkeit für sehr unwahrscheinlich. Es zeigt sich somit eine deutliche Diskrepanz zwischen dem allgemein vorherrschenden Wunsch auch bei Unterstützungsbedarf zu Hause wohnen zu bleiben auf der einen Seite und einer Unsicherheit im Hinblick auf die Realisierbarkeit dieses Wunsches auf der anderen Seite.
Haben Sie jemanden, der Sie im Falle einer Pflegebedürftigkeit unterstützen könnte?
Bereits in der letzten Ausgabe des Mitteilungsblattes vor zwei Wochen wurde darauf aufmerksam gemacht, dass ein Verbleib „in den eigenen vier Wänden“ auch bei Einschränkungen maßgeblich davon abhängt, ob es Personen im sozialen Umfeld gibt, die Hilfe und Unterstützung leisten können. Vor diesem Hintergrund hatten wir auf die sich verändernden Rahmenbedingungen für familiäre Unterstützung im Zuge eines fortschreitenden sozialen und demographischen Wandels aufmerksam gemacht. Im Zuge steigender beruflicher Mobilitätsanforderungen wechseln viele Menschen im Laufe ihres Lebens – zum Teil auch Teil mehrfach – ihren Wohn- und Lebensort. Dadurch leben Familien immer seltener in räumlicher Nähe oder gar im selben Ort und die Wohnentfernungen zwischen Eltern und Kindern werden größer. Auch wenn eine größere räumliche Distanz im Normalfall keine Abnahme der familiären Beziehungsqualität bedeutet, ist es für erwachsene Kinder je nach Entfernung schwieriger, praktische Hilfe für ihre Eltern im Alltag zu leisten. Da die Erwerbsbeteiligung von Frauen steigt und immer noch häufig Frauen den Großteil an Pflege- und Betreuungsaufgaben in den Familien übernehmen, haben viele Ehefrauen, Töchter und Schwiegertöchter zudem mit dem Problem der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf zu kämpfen. Und letztlich führte eine lange Zeit vergleichsweise niedrige Geburtenrate in Deutschland dazu, dass die heute und in Zukunft älteren Menschen tendenziell weniger erwachsene Kinder haben, die die Pflege der Eltern übernehmen könnten.
Den wichtigsten Rückhalt in der Sorge und Pflege von unterstützungsbedürftigen Angehörigen bildet auch in Karlsbad zwar immer noch die Familie. Die beschriebenen sozialen Veränderungen wirken sich aber auch in Karlsbad aus und belasten bereits heute die familiären Unterstützungsnetzwerke und werden dies in Zukunft noch deutlich stärker tun.
So zeigt sich, dass auch in Karlsbad nahezu ein Fünftel der Befragten davon ausgeht, dass es niemanden gibt, der sie im Falle einer Pflegebedürftigkeit zu Hause unterstützen könnte. Ein weiterer Anteil von 42 % der Befragten kann (noch) nicht sagen ob und wer sie im Falle einer Pflegebedürftigkeit unterstützen könnte. Damit können ungefähr 60 % der Karlsbaderinnen und Karlsbader im Alter von 40 Jahren und mehr keine Person benennen, die sie bei eintretender Pflegebedürftigkeit unterstützen könnte. Für jüngere Altersgruppen scheint das Thema Pflegebedürftigkeit häufig noch weit entfernt. Unter den 40- bis 49-Jährigen sowie den 50- bis 59-Jährigen fällt somit auch der Anteil besonders niedrig aus, die eine potentielle Pflegeperson benennen können und umgekehrt wird Unsicherheit deutlich häufiger geäußert als im höheren Alter. Doch selbst unter den 70- bis 79-Jährigen kann nur knapp unter der Hälfte der Befragten eine mögliche Pflegeperson benennen.
Über alle Altersgruppen hinweg denkt der Großteil der Befragten bei der Frage nach potentieller Unterstützung in erster Linie an die eigene Partnerin bzw. den Partner (81 %) oder die eigenen Kinder (60 %). Zugleich ist klar, dass in einigen Fällen die Lebenspartnerin bzw. der Lebenspartner zum Zeitpunkt der eigenen Pflegebedürftigkeit selbst in einer Weise auf Unterstützung angewiesen sein könnte, die eine Übernahme von Sorgeaufgaben unmöglich machen könnte. Außerdem wurde bereits im Ergebnisbericht des letzten Mitteilungsblattes darauf hingewiesen, dass mit zunehmendem Alter der Bürgerinnen und Bürger von Karlsbad auch der Anteil der alleine lebenden Personen an der eigenen Altersgruppe steigt, meist wenn die Partnerin oder der Partner verstirbt. Das heißt auch, dass sich allerhöchstens eine Person auf die Partnerin bzw. den Partner als Pflegeperson verlassen kann.
Vor dem Hintergrund des allgemein zu beobachtenden Bedeutungsverlustes von familiären Unterstützungsnetzwerken im Zuge sozialer Wandlungsprozesse zeigt sich somit auch in Karlsbad ein Bedarf an zusätzlichen Unterstützungs- und Betreuungsleistungen, die die familiäre Sorge ergänzen. Ein bedarfsgerechtes Unterstützungsangebot umfasst neben professionellen Pflegediensten und Betreuungsangeboten vor allem auch die Stärkung nachbarschaftlicher und ehrenamtlicher Netzwerke zur Unterstützung von sorgenden Angehörigen und alleinlebenden Personen ohne Familienangehörige in der Region.
Hohes Interesse an altersgerechtem Wohnraum
Neben der Verfügbarkeit von sozialen Unterstützungsstrukturen können auch barrierefreie bzw. barrierearme Wohnungen dazu beitragen, körperliche und gesundheitliche Einschränkungen zu kompensieren und somit selbstständiges Wohnen und einen längeren Verbleib im häuslichen Umfeld zu ermöglichen. Es wurde bereits festgestellt (Mitteilungsblatt vom 17.09.2020), dass der Bestand an altersgerechten Wohnungen in Karlsbad im Vergleich zu unseren Befragungsergebnissen aus anderen Gemeinden eher gering ist. Nur 7 % schätzen die eigene Wohnung als sehr gut geeignet ein für Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind.
Fragt man nach ganz konkreten baulichen Hindernissen und bezieht hierfür drei zentrale Barrieren ein, die das selbstständige Wohnen bei gesundheitlichen und körperlichen Einschränkungen beeinträchtigen (Treppenstufen beim Hauszugang bzw. zur Wohnung, Treppenstufen innerhalb von Wohnungen und bestehende Barrieren im Bad) zeigt sich, dass nur etwa 4 % aller Befragten und etwas weniger als 6 % aller Befragten im Alter 65+ in einer Wohnung leben, die keine dieser Hindernisse aufweisen. In den Wohnbereichen von knapp 14 % der Befragten (bzw. 18 % im Alter 65+) ist höchstens eines dieser Hindernisse zu finden. Diese Ergebnisse stimmen im Gesamtergebnis mit deutschlandweiten Zahlen zum Bestand altersgerechter Wohnungen überein. Eine deutschlandweite Befragung des Kuratoriums Deutsche Altenhilfe (KDA), die vergleichbare Kriterien für die Definition barrierefreier Wohnungen heranzieht wie in unserer Befragung, kommt für das Jahr 2009 zum Ergebnis, dass insgesamt 5,2 % der Seniorenhaushalte (mindestens eine Person im Alter von 65 Jahren und älter) ein weitgehend altersgerechtes Wohnumfeld bieten. Das entspricht einem Bestand von insgesamt 570.000 Wohnungen bei insgesamt 11 Mio. Seniorenhaushalten (vgl. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) 2011).
Trotz des vorherrschenden Wunsches, auch bei erstem Pflegebedarf in der aktuellen Wohnung alt zu werden, können sich über 90 % der Befragten in Karlsbad zumindest eventuell vorstellen, in eine barrierefreie Wohnung umzuziehen. Nur 9 % der Bewohnerinnen und Bewohner Karlsbads aus den befragten Altersgruppen lehnen diese Option für sich kategorisch ab. Zudem hat ein Anteil von 22 % der Generation 40+ in Karlsbad bereits über einen Umzug in eine altersgerechte Wohnung nachgedacht und etwa 11 % % sehen aktuell einen konkreten Bedarf an barrierefreien Wohnungen für sich selbst oder für Angehörige.
Die hohe Umzugsbereitschaft ist erstaunlich, wenn man bedenkt, dass ein Anteil von 80 % der Bevölkerung 40+ in Karlsbad in selbstgenutztem Wohneigentum lebt. Zugleich lässt sich mit dem Wissen um den deutschlandweit viel zu niedrigen Bestand an altersgerechtem Wohnraum darauf schließen, dass viele Bürgerinnen und Bürger auch in Karlsbad aktuell und in Zukunft ein großes Interesse an barrierefreiem Wohnraum haben werden – sofern es entsprechend attraktive Wohnangebot gibt.
Die Umzugsbereitschaft nimmt mit zunehmendem Alter ab
In Bezug auf die Umzugsbereitschaft zeigen sich zudem deutliche Unterschiede zwischen den befragten Altersgruppen: Mit zunehmendem Alter steigt der Anteil der Befragten, für die ein Umzug in eine barrierefreie Wohnung bei erstem Pflegebedarf auf keinen Fall in Frage käme. Liegt dieser Anteil der Personen im Alter von 40 bis 49 Jahren noch bei 6 %, sind es bei den Befragten im Alter zwischen 60 und 79 Jahren bereits 11 %. Unter den Hochaltrigen ab 80 Jahren können sich bereits 21 % eine Veränderung der Wohnsituation auf keinen Fall vorstellen.
Dabei wären insbesondere viele Menschen im Alter ab 70 Jahren und älter in Karlsbad aufgrund von Mobilitätseinschränkungen auf eine barrierearme Wohnung angewiesen: Denn je älter die Bürgerinnen und Bürger von Karlsbad sind, desto höher ist der Anteil an Personen, die aus gesundheitlichen Gründen bei ihren Tätigkeiten im Alltag eingeschränkt sind. Rund 18 % der 70- bis 79-Jährigen geben an, zumindest leicht eingeschränkt zu sein. Bei den 60- bis 69-Jährigen sind es noch rund 11 % und unter den Hochaltrigen geben bereits 37 % an, in ihren Alltagstätigkeiten aus persönlichen Gründen eingeschränkt zu sein. Die Anzahl der Menschen mit körperlichen Einschränkungen, die in Karlsbad aktuell in nicht altersgerechten Wohnungen leben, lässt sich auf Basis der Befragungsergebnisse in etwa folgendermaßen abschätzen: Nimmt man die drei abgefragten Hindernisse im Wohnbereich zur Grundlage (Treppenstufen beim Hauszugang bzw. zur Wohnung, Treppenstufen innerhalb von Wohnungen und bestehende Barrieren im Bad), leben 111 Personen in Karlsbad mit leichten und schweren Einschränkungen in einer Wohnung, die mindestens zwei der drei genannten Hindernisse aufweisen (nicht barrierefrei). Das entspricht mehr als 54 % aller Personen, die angegeben haben, in ihren alltäglichen Verrichtungen eingeschränkt zu sein. Weitere 35 Personen leben in Wohnungen, die über mindestens eine der genannten Hürden verfügen und daher ebenso als eher nicht barrierefrei einzustufen sind.
In den Altersunterschieden bei der Umzugsbereitschaft spiegeln sich zum einen Generationenunterschiede wider: Viele der heute über 65-Jährigen in Karlsbad leben schon sehr lange am aktuellen Wohnort. Dementsprechend hoch ist die emotionale Bindung an das vertraute Wohnumfeld und das Bedürfnis nach Kontinuität: Nahezu 77 % der heute über 65-Jährigen leben bereits seit mehr als 30 Jahren in Karlsbad. Lediglich 23 % der über 65-Jährigen sind innerhalb der letzten 30 Jahre zugezogen. Im Vergleich: Über alle Altersgruppen liegt der Anteil der Personen, die seit mehr als 30 Jahren in Karlsbad leben bei weniger als 59 %.
Dazu kommt, dass Menschen ab einem Lebensalter von 60 Jahren mit zunehmendem Alter durchschnittlich mehr Zeit in der eigenen Wohnung verbringen und auch tendenziell kürzere Wege zurücklegen als jüngere Menschen, sei es aufgrund von gesundheitlichen Beeinträchtigungen, dem Wegfall der Erwerbstätigkeit, fehlenden Gelegenheiten und sozialer Kontakte oder weil sie selbst einen anderen Menschen pflegen oder betreuen. Die eigene Wohnung und das unmittelbare Wohnumfeld gewinnen somit mit zunehmendem Alter immer mehr an Bedeutung und werden zum zentralen Lebensmittelpunkt für viele ältere Menschen.
Die Frage des Umzugs im Alter gewinnt noch zusätzlich an Bedeutung, wenn man mitbedenkt, dass viele ältere Menschen in großen Wohnungen und Häusern wohnen bleiben, auch wenn die Kinder bereits ausgezogen sind und/oder die Partnerin oder der Partner bereits verstorben ist. Das führt auch in Karlsbad dazu, dass ältere Menschen mit zunehmendem Alter im Durchschnitt mehr Wohnraum zur Verfügung haben als jüngere. Die durchschnittliche Wohnungsgröße pro Person liegt bei den 40- bis 49-Jährigen bei etwas mehr als 43 m². In den nächst höheren Altersgruppen nimmt der verfügbare Wohnraum pro Person immer weiter zu: Bei den 70- bis 79-Jährigen liegt die durchschnittliche Wohnungsgröße pro Person bereits bei über 62 m², bei den über 80-Jährigen sind es im Schnitt beinahe 66 m². Dabei wären gerade viele Familien auf große Wohnflächen angewiesen. Zudem können große Grundstücke und Häuser für ältere Menschen auch zur Last werden, wenn Reinigung und Instandhaltung zu aufwändig sind oder der Garten nicht mehr gepflegt werden kann. So werden oftmals ganze Bereiche, bspw. in den oberen Etagen, überhaupt nicht mehr genutzt.
Es ist anzunehmen, dass zukünftig älter werdende Generationen einem Umzug in höherem Alter aufgrund von einer insgesamt höheren (Wohn-)Mobilität im Lebensverlauf generell aufgeschlossener gegenüberstehen und insgesamt eine höhere Bereitschaft zeigen, im Alter etwas Neues zu wagen. Diese Entwicklung einer steigenden Umzugsbereitschaft älterer Menschen aus einer zu groß gewordenen Wohnung mit immer mehr Barrieren kann durch den Ausbau barrierefreien Wohnraums vor allem für mobilitätseingeschränkte und hochaltrige Menschen und Unterstützungsangebote für Umzüge in Karlsbad zusätzlich gefördert werden.
Ausblick Bürgerbeteiligung: „Gutes Älterwerden in Karlsbad“
Die hier und in weiteren Veröffentlichungen des Mitteilungsblattes in den kommenden Wochen vorgestellten Ergebnisse der Bürgerbefragung bilden den Startpunkt für einen Prozess, in dem alle Bürgerinnen und Bürger in Karlsbad eingeladen sind, den Auf- und Ausbau von Angeboten sowie die Bedingungen eines guten Älterwerdens in Karlsbad gemeinsam aktiv zu gestalten. Der demografische und soziale Wandel in Karlsbad wird somit nicht allein auf die Frage der pflegerischen oder gesundheitlichen Versorgung einer älter werdenden Bürgerschaft verengt. Vielmehr sollen die Lebensbedingungen vor Ort von und mit den Bürgerinnen und Bürgern gemeinsam gestaltet werden.
Weitere Termine
Bereits im Mitteilungsblatt am 30. Juli informierte die Gemeinde über den geänderten Ablauf des geplanten Bürgerbeteiligungsprozesses aufgrund der Corona-Pandemie. Parallel zu weiteren Veröffentlichungen der Befragungsergebnisse im Mitteilungsblatt im Oktober und November gibt es seit September fünf Videoimpulsvorträge an denen die Bürgerinnen und Bürger teilnehmen können. Die Videoimpulsvorträge finden immer in der Woche nach der jeweiligen Themenveröffentlichung im Mitteilungsblatt statt. Dabei soll es möglich sein, ausgewählte Praxisideen kennenzulernen und mit Praxisexperten ins Gespräch zu kommen. Auf der Webseite der Gemeinde wird weiterhin ein „Sammellink” unter der Überschrift „Ergebnisse Bürgerbefragung Gutes Älterwerden / Neuaufstellung Bürgerbeteiligung” eingerichtet. Auf diesem werden die Unterlagen elektronisch zur Verfügung stehen.
Alle Akteure hoffen, dass die Bürgerbeteiligung in gewohnter Form mit menschlicher Begegnung und in Form von Präsenzveranstaltungen im Februar / März 2021 starten kann. Die Verantwortlichen sind der Meinung, dass nur auf diese Weise neue Projekte und Initiativen ins Leben gerufen werden können.
Hier geht´s zum Flyer Netzwerk Nachbarschaftshilfe
Hier geht´s zum Flyer Zeitbank
Hier geht´s zur Angebots- und Nachfrageliste Zeitbank
Erster Videoimpulsvortrag gut angelaufen – beteiligen lohnt sich!
Auch wenn es noch eine kleine Runde war und es einige Anlaufprobleme zu bewältigen galt so war das Fazit doch positiv: Der erste Videoimpulsvortrag am Dienstag, 22. September ging gut über die Bühne. Bernhard Goldschmidt von SPES (Studiengesellschaft für Projekte zur Erneuerung der Strukturen) moderierte das Format. In diesem gaben Pablo Rischard und René Markovits von AGP (AGP Sozialforschung - ein Institut an der Evangelischen Hochschule Freiburg) anhand von Folien einen Überblick über die Ergebnisse der Bürgerbefragung. Die Gelegenheit zu Rückfragen wurde seitens der Teilnehmer genutzt. „Wir freuen uns auf die nächsten vier Videokonferenzen und ermuntern ausdrücklich zur Teilnahme“, so Bernhard Goldschmidt und Koordinator Hans-Dieter Stößer von der Gemeinde Karlsbad. Mitmachen lohnt sich, weil die komplexe Materie in Themenblöcke aufgeteilt und mit Informationen und Praxisbeispielen daran angeknüpft wird.
Termine und Anmeldeprocedere:
Dem Abdruck eines Themenblocks im Mitteilungsblatt folgt regelmäßig am Dienstag der Folgewoche der dazugehörige Videoimpulsvortrag. Die weiteren Themen und Termine sind:
„Zuhause Wohnen“
Mitteilungsblatt: 01.10.2020
Videoimpulsvortrag: 06.10.2020 von 18 bis 20 Uhr
„Alltagsversorgung“
Mitteilungsblatt: 22.10.2020
Videoimpulsvortrag: 27.10.2020 von 18 bis 20 Uhr
„Mobilität“
Mitteilungsblatt: 05.11.2020
Videoimpulsvortrag: 10.11.2020 von 18 bis 20 Uhr
„Neue Wohnformen“
Mitteilungsblatt: 26.11.2020
Videoimpulsvortrag: 01.12.2020 von 18 bis 20 Uhr
So können Sie an dem Videoimpulsvortrag teilnehmen:
- Anmeldung per Email an dieter.stoesser@karlsbad.de
(bis spätestens am Veranstaltungstermin um 12 Uhr).
- Nach Ihrer Email-Anmeldung erhalten Sie den Link für das entsprechende „Zoom-Meeting“.
- Empfehlung: Fangen Sie am Dienstag möglichst bereits um 17.30 Uhr an, sich online zu schalten.
- Natürlich können Sie sich auch gleich für alle Videoimpulsvorträge anmelden!
Teilnehmer am ersten Videoimpulsvortrag Dienstag, 22. September. Screenshot: SPES
Ergebnisse im Überblick - Videoimpulsvortrag am Dienstag 22. September
Die im Frühjahr 2020 durchgeführte Bürgerbefragung in Karlsbad ist erfolgreich abgeschlossen. Mehr als ein Viertel der Bürgerinnen und Bürger ab 40 Jahren hat teilgenommen (27 %, 1.882 Personen). Die vorhandenen demografischen Merkmale zeigen eine insgesamt gute Repräsentativität. Alle für das Thema „Gutes Älterwerden“ relevanten Personengruppen konnten erreicht werden. Jedoch ist die Altersgruppe 40- bis 49-Jähriger in der Befragung etwas seltener vertreten als in der Gemeindebevölkerung und Personen aus der Altersgruppe der 70- bis 79-Jährigen haben etwas häufiger an der Befragung teilgenommen, als ihr Anteil an der Bevölkerung in Karlsbad ausmacht. Das Thema „Gutes Älterwerden in Karlsbad“ spricht also erwartungsgemäß die Generation 70+ etwas mehr an als Menschen jüngerer Altersgruppen.
V.l. Pablo Rischard und René Markovits sowie Hans-Dieter Stößer bei der Übergabe der Befragungsbögen im Januar 2020. Archivfoto: Ev. Hochschule Freiburg
Hohe Identifikation zeigt den Wunsch der Bürgerinnen und Bürger, die Gemeinde mitzugestalten
In der Befragung wird eine hohe Identifikation mit der Gemeinde deutlich. Die Bürgerinnen und Bürger leben gerne in Karlsbad (93 %) und die große Mehrheit ist sozial gut eingebunden. Viele könnten sich daher auch vorstellen, sich für Ältere im Ort einzusetzen – einige, indem sie z. B. in einem Verein Mitgliedsbeiträge zahlen (90 Personen, 5 %), andere sehr aktiv: 635 Personen (34 %) geben an, als ehrenamtliche Helfer tätig werden zu wollen, 226 Personen (12 %) wären bereit, bezahlte Hilfen zu leisten. In der nebenstehenden Grafik sind die Bereiche aufgelistet, in welchen sich diese Personen ein Engagement vorstellen können.
Demografischer und sozialer Wandel
Unter anderem aufgrund von zunehmender Alterung und höheren Mobilitätsanforderungen steigt deutschlandweit nicht nur der Anteil an Einpersonenhaushalten. Auch leben in vielen Familien die Familienmitglieder nicht mehr gemeinsam im selben Ort, sondern in größerer Entfernung zueinander. Die Auswirkungen des deutschlandweit zu beobachtenden demografischen und sozialen Wandels lassen sich auch in Karlsbad beobachten:
Immerhin 14 % aller Personen über 40 Jahre in Karlsbad leben alleine. Der Anteil der alleine lebenden Personen steigt zudem mit zunehmendem Alter: Fast ein Drittel der hochaltrigen Karlsbader (80 Jahre und älter) lebt alleine. Der Anteil der Einpersonenhaushalte wird wohl auch in Zukunft steigen – und Alleinlebende benötigen, eher als Menschen in Mehrpersonenhaushalten, bereits bei leichten körperlichen Einschränkungen einfache Unterstützungsangebote.
Wer hilft bei Unterstützungsbedarf – Rolle der Familien?
Zudem hat nahezu ein Viertel der Befragten (24 %) im Ort oder in der Umgebung keine näheren Familienangehörigen (ausgenommen Familienangehörige im eigenen Haushalt wie beispielsweise minderjährige Kinder). Diese Zahl ist bei Personen, die in den letzten 30 Jahren zugezogen sind, deutlich höher (35 %) als bei Bürger/innen, die länger als 30 Jahre (24 %) bzw. seit Geburt in Karlsbad leben (6 %). Diese Gruppe der innerhalb der letzten 30 Jahre nach Karlsbad Zugezogenen macht immerhin 42 % aller befragten Personen in Karlsbad aus. Aufgrund der steigenden Mobilitätsanforderungen, aber auch aufgrund beruflicher Verpflichtungen vor allem der Töchter und Schwiegertöchter, können Familien daher in Zukunft nicht in gleichem Maße unterstützende oder pflegerische Aufgaben wahrnehmen wie bisher.
Dennoch ist in Karlsbad die Familie die wichtigste Stütze bei Hilfs- und Unterstützungsbedarf. 56 von insgesamt 87 Personen in Karlsbad, die altersbedingt auf Unterstützung in Haushalt oder Pflege angewiesen sind, nehmen die Hilfe ihrer Angehörigen in Anspruch. 34 Personen werden (zusätzlich) durch einen ambulanten Pflegedienst betreut. Auf Unterstützungsnetzwerke außerhalb von Familie und professionellen Pflegediensten wird weitaus seltener zurückgegriffen. Freunde, Nachbarn oder organisierte Nachbarschaftshilfen spielen kaum eine Rolle.
Unter den befragten Personen befinden sich außerdem 18 % pflegende Angehörige. Das entspricht einer Anzahl von über 320 Personen. Auch aus der Perspektive der pflegenden Angehörigen zeigt sich die Bedeutung von Familie, teilweise unter Hinzuziehung professioneller Pflegedienste. Nahezu 70 % der pflegenden Angehörigen übernehmen die Pflege und Betreuung allein, ohne zusätzliche Unterstützung. Die Anderen erhalten in erster Linie familiäre Unterstützung von anderen Verwandten oder durch einen ambulanten Pflegedienst. Unterstützung von Freunden und Nachbarn bzw. durch eine Tagespflege erhalten jeweils weniger als 30 Personen.
Altersgerechtes Wohnen ist ein Zukunftsthema: Barrierefreie Wohnungen
Nur 7 % der Befragten schätzen die eigene Wohnung als barrierearm und damit gut geeignet fürs Alter ein – 66 % als (eher) schlecht geeignet. Im Vergleich der Befragungsergebnisse mit vergleichbaren Gemeinden ist der Anteil altersgerechter Wohnungen in Karlsbad relativ gering. In der Gegenüberstellung mit den abgefragten objektiven Kriterien zur Barrierearmut scheinen sogar einige der positiven Selbsteinschätzungen z.T. trügerisch: Einige Personen, die ihre Wohnung für (eher) gut geeignet hielten, gaben zugleich an, dass es in ihrem Haus konkrete Hindernisse wie Treppen zum Haus, im Haus etc. gibt. Es zeigt sich auf jeden Fall Handlungsbedarf, aber auch -bereitschaft im Bereich altersgerechten Wohnens: 24 % der Befragten können sich vorstellen, bei Bedarf das eigene Zuhause altersgerecht umzubauen. Hierfür gilt es, ggf. geeignete Beratungsmöglichkeiten zu schaffen bzw. zu stärken.
Auch der Umzug in barrierefreie Wohnungen kommt für einige Befragte in Betracht. Fast 22 % der Befragten können sich dies grundsätzlich vorstellen. Rund 11 % sehen aktuell einen konkreten Bedarf an barrierefreien Wohnungen für sich selbst oder für Angehörige. Die Mehrheit der Befragten ist dabei an Eigentumswohnungen interessiert, auch das Wohnen zur Miete können sich viele vorstellen; alternative Finanzierungsmodelle werden nur von knapp 17 % benannt.
Bei Pflegebedarf ist ein möglichst langer Verbleib in den eigenen vier Wänden Wunsch Nr. 1 – darüber hinaus ist eine ambulant betreute Wohngemeinschaft sehr resonanzfähig
Der Verbleib im eigenen Haushalt ist der vorherrschende Wunsch der meisten Befragten, auch bei schwerem Pflegebedarf. Die Zahl der pflege- und unterstützungsbedürftigen Personen wird im Zuge des demographischen Wandels weiter steigen. Gleichzeitig aber nimmt der Anteil der Kinder und Schwiegerkinder ab, die für diese Menschen sorgen und somit den Verbleib im häuslichen Umfeld ermöglichen können. Selbst wenn die erwachsenen Kinder in der Region leben, ist die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf für viele Angehörige eine große Herausforderung. In Karlsbad geben bereits heute etwa 19 % der Befragten an, dass sie niemanden haben, der sie im Falle einer Pflegebedürftigkeit unterstützen könnte. Etwa 42 % der Befragten sind sich zudem unsicher, wer sie einmal unterstützen könnte. Zum einen trifft das überwiegend auf die jüngeren Altersgruppen zu, für die das Thema Pflegebedürftigkeit noch weit entfernt ist. Aber auch über 20 % der Hochaltrigen können nicht sagen, ob es jemanden gibt, der Pflege und Unterstützung übernehmen kann. Das muss im Grunde so interpretiert werden, dass sie aktuell keine konkrete Person benennen können. Angesichts des aufgezeigten demografischen und sozialen Wandels müssen also Schritt für Schritt Angebote in der Gemeinde aufgebaut werden, die die familiäre Sorge ergänzen und im Alter einen möglichst langen Verbleib im vertrauten Wohnumfeld erlauben.
Die Bewohnerinnen und Bewohner Karlsbads können sich generell die Nutzung verschiedener Formen der Betreuung und Pflege zu Hause bzw. der Entlastung von pflegenden Angehörigen vorstellen. Der ambulante Pflegedienst wird von den Befragten an erster Stelle genannt. Aber auch Angebote der Tagespflege, Tagesbetreuungsangebote oder zeitweise Entlastung von Angehörigen durch Formen der Kurzzeitpflege zu Hause durch eine Pflegekraft (Verhinderungspflege) können sich etwa 87 % der Befragten eventuell bzw. gut vorstellen.
Mobilität als Frage der gesellschaftlichen Teilhabe
Der Erhalt von Mobilität und die Sicherung des Zugangs zum öffentlichen Raum, auch und vor allem für Menschen, die in ihrer alltäglichen Bewegungsfreiheit eingeschränkt sind, sind nicht nur wichtige Ziele, um dem Wunsch der Menschen, möglichst lange im vertrauten Wohnumfeld zu verbleiben, gerecht zu werden. Mobil zu sein im Alter bedeutet auch, mit anderen Menschen zusammenkommen und am sozialen Leben vor Ort teilhaben zu können. Wesentlich für das Maß der Bewegungsfreiheit älterer Menschen sind neben den individuellen Fähigkeiten auch die Verfügbarkeit entsprechender Hilfen und Mobilitätsangebote, die Einschränkungen kompensieren können, auf der anderen Seite aber auch Hürden, welche die Möglichkeiten von körperlich eingeschränkten Personen, sich unabhängig und selbstbestimmt bewegen zu können, weiter begrenzen.
In der Befragung gaben 9 % der Bürgerinnen und Bürger in Karlsbad an, dass sie in ihren persönlichen Bewegungsmöglichkeiten bei Alltagswegen leicht eingeschränkt sind, weitere 3 % sind laut eigener Aussage schwer eingeschränkt. In der Altersgruppe 80+ waren dies zusammengefasst etwa 37 % der Befragten. Bei Befragungsergebnissen in vergleichbaren Gemeinden lag der Anteil in dieser Altersgruppe mit bis zu 50 % der Befragten jedoch deutlich höher.
Dennoch zeigt sich die eingeschränkte Mobilität einiger hochaltriger Menschen in Karlsbad auch im Rückgang der Autonutzung in den Altersgruppen ab 70 Jahren. Das ist vor allem deshalb von hoher Bedeutung, da das Auto immer noch das meistgenutzte Verkehrsmittel für die Bürgerinnen und Bürger in Karlsbad ist. Zwar wird der ÖPNV (Verbindungen Richtung Pforzheim und Karlsruhe) auch von 80 % der Befragten genutzt, allerdings nur von einer Minderheit (rund 25 %) regelmäßig. Da die ÖPNV-Nutzung im hohen Alter ebenfalls tendenziell rückläufig ist, ist auch nicht zu erwarten, dass ein Großteil der Bewohnerinnen und Bewohner mit körperlichen Einschränkungen im Alter vom Auto auf die Nutzung von Bus oder Bahn umsteigt.
Flexiblere Mobilitätsangebote wie Mitfahrgelegenheiten, Bringdienste oder Bürgerbusse, die eine kostengünstige Abholung zu Hause ermöglichen, könnten dieser Personengruppe erlauben, eigenständig einkaufen zu gehen und am Leben vor Ort teilzuhaben, sofern diese Angebote auch ausreichend bekannt gemacht und akzeptiert werden. Die generelle Bereitschaft zur Nutzung solcher Angebote scheint vorhanden zu sein: 265 Befragte ab 70 Jahren können sich vorstellen, zumindest gelegentlich eine flexible Beförderungsmöglichkeit wie beispielsweise einen Bürgerbus oder ein Bürger-Rufauto zu nutzen. Das entspricht mehr als 62 % dieser Altersgruppe.
Peter Gaymann, www.demensch.gaymann.de
Auf der anderen Seite können gerade für mobilitätseingeschränkte Personen verschiedene Hindernisse den Zugang zum öffentlichen Raum und damit soziale Teilhabe erschweren. Insbesondere wurde deutlich, dass fehlende öffentliche Toiletten ein großes Hindernis für viele Befragte in Karlsbad darstellen. Besonders häufig in diesem Zusammenhang wurde mit dem Einkaufszentrum in Langensteinbach der zentrale Einkaufsort in Karlsbad genannt. Aber auch die Situation für Fußgängerinnen und Fußgänger werden von einigen Befragten als nicht ideal beschrieben: Hier stellen vor allem hohe Bordsteine bzw. fehlende Absenkungen an verschiedenen Stellen im Ort sowie zu schmale, unebene, schlecht beleuchtete oder zugeparkte Gehwege und fehlende Überquerungsmöglichkeiten für viele Befragte Hindernisse dar.
Ausblick: „Gutes Älterwerden in Karlsbad“ und Neuaufstellung Bürgerbeteiligung
Die hier und in weiteren Veröffentlichungen des Amtsblattes in den kommenden Wochen vorgestellten Ergebnisse der Bürgerbefragung bilden den Startpunkt für einen Prozess, in dem alle Bürgerinnen und Bürger in Karlsbad eingeladen sind, den Auf- und Ausbau von Angeboten sowie die Bedingungen eines guten Älterwerdens in Karlsbad gemeinsam aktiv zu gestalten. Der demografische und soziale Wandel in Karlsbad wird somit nicht allein auf die Frage der pflegerischen oder gesundheitlichen Versorgung einer älter werdenden Bürgerschaft verengt. Vielmehr sollen die Lebensbedingungen vor Ort von und mit den Bürgerinnen und Bürgern gemeinsam gestaltet werden. Daher beschloss der Gemeinderat, das Thema „Gutes Älterwerden in Karlsbad“ mit der Neuaufstellung der Bürgerbeteiligung (Nachfolge Agenda 2020) zu verknüpfen. In den Mittelpunkt der kommunalen Planung werden somit das soziale Miteinander, die Pflege von Nachbarschaften, die Vereinbarkeit von Beruf und Sorgeaufgaben sowie die Wertschätzung der Solidarität mit den “Verletzlichen“ in unserer Mitte gestellt. Damit schlägt die Gemeinde Karlsbad frühzeitig einen Weg ein, der die Zukunftsfähigkeit unserer Orte in den kommenden Jahren ganz wesentlich ausmachen wird.
Wichtige Termine
Bereits im Mitteilungsblatt am 30. Juli informierte die Gemeinde über den geänderten Ablauf des geplanten Bürgerbeteiligungsprozesses aufgrund der Corona-Pandemie. Parallel zu weiteren Veröffentlichungen der Befragungsergebnisse im Mitteilungsblatt im Oktober und November gibt es ab September fünf Videoimpulsvorträge an denen die Bürgerinnen und Bürger teilnehmen können. Die Videoimpulsvorträge finden immer in der Woche nach der jeweiligen Themenveröffentlichung im Mitteilungsblatt statt. Dabei soll es möglich sein, ausgewählte Praxisideen kennenzulernen und mit Praxisexperten ins Gespräch zu kommen. Auf der Webseite der Gemeinde wird weiterhin ein „Sammellink” unter der Überschrift „Ergebnisse Bürgerbefragung Gutes Älterwerden / Neuaufstellung Bürgerbeteiligung” eingerichtet. Auf diesem werden die Unterlagen elektronisch zur Verfügung stehen. Der erste Videoimpulsvortrag zu dieser Veröffentlichung ist am Dienstag, 22. September von 18.00 Uhr bis 20.00 Uhr. Sie müssen sich vorher per E-Mail anmelden: dieter.stoesser@karlsbad.de - Redaktionsschluss hierfür ist Freitag, 18. September 2020. Am Montag, 21. September erhalten die Angemeldeten dann den Link und die ID zum Beitreten in das Zoom-Format. Empfehlung: Fangen Sie am Dienstag möglichst bereits um 17.30 Uhr an, sich online zu schalten.
Die weiteren Veröffentlichungstermine und Themenblöcke sind:
01. Oktober Thema „Zuhause Wohnen“ im Mitteilungsblatt – Videoimpulsvortrag am 06. Oktober von 18.00 Uhr bis 20.00 Uhr
22. Oktober (Vollverteilung des Mitteilungsblattes) Thema „Alltagsversorgung“ im Mitteilungsblatt – Videoimpulsvortrag am 27. Oktober von 18.00 Uhr bis 20.00 Uhr
05. November Thema „Mobilität“ im Mitteilungsblatt – Videoimpulsvortrag am 10. November von 18.00 Uhr bis 20.00 Uhr
26. November (Vollverteilung des Mittelungsblattes) Thema „Neue Wohnformen“ im Mitteilungsblatt – Videoimpulsvortrag am 01. Dezember von 18.00 Uhr bis 20.00 Uhr
Alle Akteure hoffen, dass die Bürgerbeteiligung in gewohnter Form mit menschlicher Begegnung und in Form von Präsenzveranstaltungen im Februar / März 2021 starten kann. Die Verantwortlichen sind der Meinung, dass nur auf diese Weise neue Projekte und Initiativen ins Leben gerufen werden können.
Hier können Sie die Folien zum Gesamtüberblick öffnen
Gemeinderat befürwortet Antrag für neues Förderprogramm – Thema wächst in Agendaarbeit/Bürgerbeteiligung hinein
In seiner Märzsitzung sprach sich das Gremium einstimmig dafür aus, dass Karlsbad sich um eine Anschlussförderung („Quartiersimpulse“) für das Projekt „Gutes Älterwerden in Karlsbad“ beim Land bewirbt. Seitens des Gremiums wurde der bisherige Weg für gut befunden. Bürgermeister Jens Timm verdeutlichte, dass das Thema in die Weiterentwicklung der Agendaarbeit/Bürgerbeteiligung einfließen soll. Im Zeitraum Dezember 2019 bis Ende Januar 2020 lief eine Bürgerbefragung zum Thema „Wie wird man gut älter in Karlsbad?“. Bei den beteiligten Partnern - dem Institut AGP der Evangelischen Hochschule Freiburg und dem Verein SPES Zukunftsmodelle – rechnet man damit, dass die Ergebnisse bis Ende März feststehen. Bürgermeister Jens Timm erläuterte, dass es in der ersten Stufe darum gegangen sei, die Bedarfe und Handlungsfelder in den einzelnen Ortsteilen zu ermitteln. In dem Fragebogen, der an 7.600 Einwohner ab dem 40. Lebensjahr verschickt wurde, ging es um Themen wie „Wohnen im Alter und bei Pflegebedürftigkeit“, „Hilfe und Unterstützung im Alter“, „Mobilität und Alltagsversorgung“. Anonym wurden außerdem Angaben zur Person erfasst. Koordinator Hans-Dieter Stößer berichtete von einem erfreulichen Rücklauf von annähernd 25 Prozent. Alle Projektbeteiligten und der Gemeinderat sind gespannt, wie sich die Quartiers- oder ortsteilbezogenen Ergebnisse darstellen. Im zweiten Halbjahr sollen mit Hilfe des Förderprogramms aus der Befragung resultierende Projekte mit Bürgerinnen und Bürger ins Laufen kommen. Die dazu erforderlichen Steuerungsgremien sollen gebildet und die bisherige Bürgerbeteiligung (Agendaarbeit und Jugendbeteiligung) berücksichtigt werden. Projekte können z.B. ganz „einfache“ Vorhaben wie Nachbarschaftshilfe oder andere Hilfsangebote sein.
Foto: Archivbild von der Auftaktveranstaltung zur Befragung „Gutes Älterwerden“ im November 2019. Foto: Gemeinde Karlsbad
Coronavirus-Auswirkungen auf Termine in Zusammenhang mit dem Thema „Gutes Älterwerden“ und Neustrukturierung Bürgerbeteiligung
Durch die dynamische Entwicklung beim Coronavirus können derzeit keine verlässlichen Terminplanungen der Bürgerveranstaltungen (Ergebnisvorstellungen „Gutes Älterwerden“ in den Ortsteilen) erfolgen. Erst wenn sich die Situation so geändert hat, dass dies wieder möglich ist, werden die Veranstaltungen geplant und öffentlich bekannt gemacht.
Bebauungsplan und Örtliche Bauvorschriften „Speicherstraße I“
Grünes Licht gab der Gemeinderat für den Bebauungsplanentwurf „Speicherstraße I“. Er billigte unter anderem den ergänzten Entwurf zum Bebauungsplan und den örtlichen Bauvorschriften. Die Verwaltung wurde beauftragt, die erneute, auf 14 Tage verkürzte Bürger- und Behördenbeteiligung durchzuführen. Joachim Guthmann erläuterte, dass es kleinere redaktionelle Änderungen an der Planung gegeben habe. Gravierend hingegen seien die Änderungen beim Geh-, Fahr- und Leitungsrecht. GR Günter Denninger (CDU) sah unter anderem die mögliche Anzahl der Wohneinheiten und die vergrößerte Geschossflächenzahl kritisch. Man habe, so Bürgermeister Jens Timm, Wohnungsdruck und zudem bei der Planung versucht, die verschiedenen Interessen in einer Gesamtplanung unterzubringen sowie eine maßvolle Nachverdichtung zu ermöglichen. Joachim Guthmann informierte, dass die eigentliche Grenze in Bezug auf eine weitere Verdichtung die gemäß Baunutzungsverordnung nachzuweisende Anzahl an Stellplätzen sei. GR Uwe Rohrer (Bündnis 90/Grüne) sagte, dass die Festlegungen im Bebauungsplan nachvollziehbar und das Verfahren in Ordnung sei.
Kernzeitsatzung
Der Gemeinderat befürwortete, die vielfältigen Angebote der Kernzeit zu straffen und die Gebühren anzupassen. Künftig gibt es drei Buchungsvarianten (bis 13.00 Uhr, bis 15.00 Uhr bzw. bis 17.00 Uhr) und eine Mindestbuchungsdauer von 3 Tagen pro Woche. Nicht in jedem Ortsteil stehen alle Angebote zur Verfügung. Die neue Lösung ist auch weniger verwaltungsaufwändig. Diese Ersparnis wird an die Eltern weitergegeben.
Weitere Informationen finden Sie im Ratsinformationssystem der Gemeinde Karlsbad auf der Webseite www.karlsbad.de wenn Sie die Gemeinderatssitzung 4.3.2020 auswählen.