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Redaktionelle Berichte | 24.05.2011 – 30.05.2011

Freude und Stolz über runden Geburtstag

Evangelischer Kindergarten Auerbach feiert sein 100. Jubiläum / buntes Programm erwartet die Besucher in und vor der Talblickhalle

Groß gefeiert wird am kommenden Sonntag in Auerbach der 100. Geburtstag des Evangelischen Kindergartens. Dafür wurde ein umfangreiches Programm vorbereitet, für dessen Realisierung sich neben der Kirchengemeinde auch die Kinder und die kulturellen Vereine einbringen. Mit einem festlichen Gottesdienst für Jung und Alt wird in der Talblickhalle um 10 Uhr der Jubeltag eröffnet. Für Pfarrerin Andrea Schweizer, zugleich Geschäftsführerin des Gustav-Adolf-Werks in Baden, zeugt die Beteiligung der Dorgemeinschaft bei der Geburtstagsfeier vom guten Miteinander. Die Kirchengemeinde freue sich und sei stolz auf ihre Einrichtung, ist sie doch ein Zeichen dafür, dass es der Kirche schon immer wichtig war, die Kleinsten dabei zu haben. Um die Jahrhundertwende des vorigen Jahrhunderts hatte Auerbach an die 500 Einwohner. Der von der Landwirtschaft geprägte kleine Ort war rein evangelisch. Mit über 70 Kindern ein kinderreiches Dorf, das damals zum Bezirksamt Durlach gehörte. Vermutlich war es der Kindersegen, der schon zu einem ungewöhnlich frühen Zeitpunkt den Bedarf nach Betreuung weckte. Interessante Entdeckungen machte Heimatforscher Horst Sommer bei seinen Recherchen in alten Gemeinderechnungen und Beilagen. So richtete bereits 1889 der Bürger und Landwirt Christof Augenstein in seinem Haus in der Remchinger Straße eine private Kinderbetreuungsstube ein. Anzunehmen ist, dass die Gründung auf Initiative des Ortsschulrates zurück ging, den es seit 1864 gab. In den ersten Jahren erfolgte die Kinderbetreuung nur in den Sommermonaten, wenn die Eltern mit Feldarbeiten beschäftigt waren. Nachdem die Gemeinde die private Betreuungsstube kostenlos mit Brennholz versorgte, war die Stube auch im Winter geöffnet. Nachweislich bis 1908 ist Christof Augenstein als „Unternehmer" registriert. Es gab nur eine Betreuerin, die jedoch „nicht vorgebildet" war. Über 15 Jahre genügte der „private Betrieb" den Anforderungen des Dorfes. Horst Sommer vermutet, dass die chronisch finanzschwache Gemeinde in den Jahren nach 1908 sich für die Einrichtung eines kommunalen Kindergartens veranlasst sah, weil entweder hygienische oder räumliche Bedingungen nicht mehr ausreichten, oder der Betreiber den Betrieb einstellen wollte. Für die mittellose Gemeine stellte die Investition von 8200 Mark ein en besonderen Kraftakt dar. Großherzogin Luise spendete aus ihrer Privatschatulle 50 Mark. Bereits am 14. Mai 1911 konnte die Kleinkinderschule ihrer Bestimmung übergeben werden, nachdem zum 1. April das Mutterhaus Nonnenweier mit Schwester Anna Tron den Betrieb übernahm. Bis zum Jahr 1935 stand für die Kleinkinderschule der Evangelische Frauenverein in der Verantwortung, ehe die Kirchengemeinde die Rechte und Pflichten übernahm. Ein dunkles Kapitel war die Beschlagnahme der öffentlichen Einrichtung 1938 durch die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV). Der damals zuständige Langensteinbacher Pfarrer Wilhelm Beck schrieb am 2. Juni 1945 an das Diakonissenhaus Nonnenweier und schilderte die Verhältnisse: „Der NSV-Kindergarten lag in den letzten Jahren gar sehr im Argen." Seine Bitte und zugleich Wunsch der Auerbacher: „Es möge so werden wie früher und dass die Kinder wieder christlich unterwiesen werden." Die „einstweilige Dienstleistung" von Schwester Frieda Karcher wurde nachträglich genehmigt. Ein Meilenstein für das zwischenzeitlich größer gewordene Auerbach war der 1973 neu errichtete Kindergarten für zwei Gruppen. Schließlich musste 1984 angebaut werden, um zwei weitere Gruppen unterzubringen. Viel Geld investierte die Gemeinde Karlsbad 2007, um einen Teilneubau nach den neuesten Erkenntnissen zu realisieren. Mit der grundlegenden Sanierung und der Neugestaltung des Außengeländes mit einem Naturgarten, wurde die öffentliche Einrichtung rundum modernisiert. Großes Engagement zeigten dabei die Eltern. Von 1982 und ab 1987 als Leiterin betreute und versorgte Renate Kuhn bis zu ihrem Rentenbeginn im März dieses Jahres zusammen mit sechs Erzieherinnen den Nachwuchs. Seit April hat Tanja Breitling die Leitung und pädagogische Betreuung für 45 Kinder, darunter 10 im Krabbelalter unter 3 Jahren, in zweieinhalb Gruppen. An den ursprünglichen Vorgaben, die Kinder in sicherer Obhut zu wissen, während die Eltern ihrer Arbeit nachgehen hat sich wenig geändert. Allerdings, so die langjährige Leiterin Renate Kuhn, vollzog sich in den letzten Jahren ein Wandel in den Zielsetzungen. Der Kindergarten wurde immer mehr zu einer die Familie ergänzende Einrichtung mit vorschulischer Erziehung. Nach wie vor hat aber der Leitspruch des Vaters der Kindergärten, Friedrich Fröbel: „Erziehung ist Vorbild und Liebe" an Aktualität nichts verloren. Ein buntes Programm erwartet die Gäste am Sonntag, 29. Mai in und vor der Talblickhalle. Text mit freundlicher Genehmigung der BNN.

Programm zum Festtag 100 Jahre Evangelischer Kindergarten Auerbach

10 Uhr Festlicher Gottesdienst

Anschließend Musik vom

Jugendorchester des Musikvereins 1966

Auerbach und vom Jugendchor des

Gesangvereins „Eintracht" Auerbach

12 Uhr Mittagessen

Anschließend Kaffee, Tee und Kuchen

13.00 Uhr Grußworte

13.30 Uhr Vorführung der Kindergartenkinder

14.15 Uhr Power Point Präsentation zu 100 Jahre

Kindergarten

15 Uhr und Theater „Die Schweinwerfer" spielen die

16.30 Uhr „Bremer Stadtmusikanten"

15 Uhr Auftritt des Kinderchors „Notenfänger" des Gesangvereins „Eintracht" Auerbach

15.30 Uhr Auftritt der Landfrauen Auerbach mit

Tänzen aus alter und neuer Zeit

Spielstraße, Kinderschminken,

Kutschfahrten und Verlosungen

Kindergarten Auerbach 2 um 1925

Der Kindergarten Auerbach um 1925. Foto: privat

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