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Redaktionelle Berichte | 16.10.2007 – 29.10.2007
Einweihungsfest des neuen evangelischen Kindergarten in Auerbach am 20. und 21.10.
Mit einem riesigen Fest wird der teilneugebaute evangelische Kindergarten am kommenden Samstag und Sonntag seiner Bestimmung übergeben. Nach einer mehrmonatigen Phase der Veränderns, des Umbauens und des Anbaues präsentiert sich der Kindergarten in Karlsbad-Auerbach als ansprechendes und funktionsgerechtes Gebäude. Mit dem Teilneubau wurde ein weiteres Kapitel in der Geschichte des aus dem Jahr 1973 errichteten Hauses aufgeschlagen. Pünktlich zum Beginn des neuen Kindergartenjahres konnte der Kindergarten seine Pforten öffnen. Der Aufwand aller Beteiligten hat sich mehr als gelohnt. Für die Kleinen wurde eine Welt geschaffen, in der sie sich „spielend" auf ihr späteres Leben vorbereiten können. Dank gebührt allen, die sich in unterschiedlicher Weise für das Projekt einsetzten. Neben dem Architekten und den am Bau beteiligten Firmen trugen vor allem viele fleißige ehrenamtliche Helferinnen und Helfer mit dazu bei, dass dem Anlass entsprechen ein großes Einweihungsfest begangen werden kann. Es wurden zum Beispiel Kartons geschleppt, eingeräumt und von fleißigen Heinzelmännchen tagelang geputzt, sowie an allen möglichen und unmöglichen Stellen gebohrt, gehämmert und noch vieles mehr. Das Bistro, das Büro, der Personalraum, die Garderoben, der Wickeltisch und die Möbel für den Gruppenraum der Sonnkinder konnten Dank der ehrenamtlichen Arbeit und des Spendenaufkommens angeschafft werden. Durch die ehrenamtliche Arbeit konnten 17.500 Euro erwirtschaftet werden. Spenden und der Flohmarkterlös der letzten beiden Jahre ergaben nochmals 11.000 Euro.
Buntes Programm
Samstag 20.10.2007: 15.00 Uhr offizielle Einweihung mit den Kindergartenkindern, der Gemeinde Karlsbad, der evangelischen Kirchengemeinde und aller am Bau Beteiligten. Um 18.00 Uhr startet ein bunter Abend mit den Auerbacher Vereinen und der evangelischen Kirchengemeinde in der Talblickhalle. Sonntag 21.10.2007: Um 10.30 Uhr ist ein festlicher Familiengottesdienst in der Talblickhalle unter Mitwirkung der Kindergartenkinder, des Ittersbacher Posaunenchors, dem Kirchenchor und einer Trommelgruppe, anschließend Mittagessen und Kaffeetrinken. Von 13.30 Uhr bis 16.00 Uhr findet ein Tag der offenen Tür im Kindergaren mit vielen Aktionen und Attraktionen, Puppentheater, Luftballonwettbewerb, schminken, basteln und spielen unter dem Motto „wir stellen uns vor" statt.
Bestandssituation vor den Baumaßnahmen – Beitrag des Architekturbüros adler +retzbach
Der Kindergarten Auerbach der Evangelischen Kirchengemeinde befindet sich an einem Hanggrundstück „In der Kail 8" in Karlsbad – Auerbach in unmittelbarer Nähe zur Grundschule und der Talblickhalle. Das Gebäude wird von der eingeschossigen Hangseite (Nord-Westen) erschlossen und öffnet sich zur zweigeschossigen Talseite nach Süd-Osten. Das Gebäude wurde in zwei Bauabschnitten realisiert. Das ursprüngliche Gebäude von 1972 besteht aus einem massiven Sockelgeschoß (UG) und einem in Holzfertigbauweise errichteten Erdgeschoß. Der hangseitige Teil dieses Erdgeschosses ist mit einem Flachdach ausgebildet, der talseitige Teil mittels eines flachgeneigten Pultdaches. Im Jahre 1986 wurde der Erweiterungsbau erstellt. Er schließt sich in gleicher Bauweise als zweigeschossiger Flachdachbau in nordöstlicher Richtung an den alten Teil an. Die Freispielfläche erstreckt sich auf der Südseite über die gesamte Gebäudelänge und ist aus dem Untergeschoss heraus direkt zugänglich.
Sanierungsbedarf
Im Laufe der letzten Jahre stellte sich ein zunehmender Sanierungsbedarf am Gebäude des Kindergartens heraus. Nach Feststellung von zahlreichen Undichtigkeiten im gesamten Dachbereich, asbesthaltigen Dachplatten, hohen energetischen Verlusten sowie alarmierende Ergebnisse bei der Überprüfung der sicherheitstechnischen Aspekte des Gebäudes war eine Sanierung nicht länger aufschiebbar. Die Untersuchung der Bausubtanz führte zu dem Ergebnis, dass sich der Massivbau des Untergeschosses in einem allgemein besseren Zustand befindet, jedoch am Holzfertigteilbau aus dem Jahr 1972 im Erdgeschoß ein erheblicher Sanierungsaufwand anfällt. Nach der Erarbeitung von verschiedenen Entwurfs- und Sanierungsvarianten entschieden sich die Gemeinde Karlsbad und die Evangelische Kirchengemeinde für einen sogenannten Teilneubau des Kindergartens, bestehend aus einer kompletten Neuerrichtung des Erdgeschosses in Holzbauweise und einer Totalsanierung des Untergeschosses auf Neubaustandard. Die Untersuchungen zeigten, dass diese Variante in der Gesamtheit aller Aspekte die wirtschaftlichste Lösung darstellt.Ziel des Entwurfs und Umbaumaßnahmen
Ziel des Entwurfs war die Umsetzung der aktuellen Anforderungen an ein zeitgemäßes Kindergartengebäude unter Berücksichtigung der Nutzerwünsche und der vom Gemeinderat zur Verfügung gestellten Haushaltsmittel. Die Schwerpunkte der Planung lagen in verschiedenen Bereichen. Das Gebäude wurde als Einheit (Bestand und Neubau) gemäß den aktuellen wärmeschutztechnischen Forderungen saniert bzw. neu errichtet. Dies beinhaltet den Einbau von neuen Fenstern, Dämmung der gesamten Außenhülle des Gebäudes und Auswahl der Baumaterialien unter ökologischen Gesichtspunkten. Unter Berücksichtigung der geänderten Anforderungen an das Gebäude erfolgte eine Neuorganisation und Neustrukturierung der Räumlichkeiten. Wunsch der Nutzer war es, ein entsprechend größeres Betreuungsangebot umsetzen zu können. Durch die erfolgten Umbaumaßnahmen konnte dies realisiert werden. Zu dem bisherigen Modell des 3-gruppigen Regelkindergartens können nun folgende zusätzliche Leistungen angeboten werden: Kleinkinderbetreuung der unter 3-jährigen (separater Gruppenraum, Schlafraum, Wickel- und Sanitärbereich usw.), Regelkindergarten mit verlängerten Öffnungszeiten, Mittagsverpflegung, Verzahnung des Kindergartens mit Grund- und Musikschule
Gestaltung und Funktion
Die Umbaumaßnahmen beinhalten den Abbruch des kompletten Holzfertigbaus (von 1972 und 1986) im Bereich der Eingangsebene. Im Bereich des bestehenden massiven Untergeschosses werden umfassende Sanierungsmaßnahmen und eine Neuordnung der Räume in Teilbereichen durchgeführt. Der Neubau im Erdgeschoßbereich gleicht in seiner Kubatur dem vorherigen Bestandsgebäude. Er teilt sich gestalterisch in 2 Baukörper. Das dominierende Gebäudeteil besteht aus einem blechgedecktem Pultdachbau, in welchem sich die beiden großen Gruppenräume befinden. Die Dachneigung des Neubaus wurde gegenüber dem Bestandsgebäude steiler ausgeführt, die Neigung entspricht dem Geländeverlauf von ca. 18°. Durch den vergrößerten Dachraum können die Gruppenräume in diesem Bereich mit jeweils einer Spielgalerie und dem Materiallager erweitert werden. Durch den dazugehörenden Luftraum ergibt sich ein deutlich großzügigeres Raumgefühl. An den Pultdachbau legt sich der erdgeschossige, niedrigere Bauköper mit einem flachgeneigten Gründach an. Darin befinden sich die Erschließung, der Eingangsbereich mit Garderobe sowie die Büro- und Nebenräume. Als barrierefreie Verbindung zwischen EG und UG wird das Gebäude, gemäß den gültigen Vorschriften, mit einem Aufzug ausgestattet.
Grundrissorganisation
Durch die neue Grundrissorganisation ist die Nutzung der verschiedenen Gebäudebereiche klarer und eindeutiger zoniert. Der Haupteingang befindet sich nunmehr an zentraler Stelle mittig an der Straßenseite des Gebäudes und nicht wie früher an der Gebäudeecke zum direkt angrenzenden Wohngebäude. Von dort aus gelangt der Besucher über einen großzügigen Vordach- und Windfangbereich direkt in das „Zentrum" des Kindergartens. Die beiden Hauptgruppenräume erschließen sich von dieser zentralen Stelle aus, die dazugehörigen Kindergarderoben, nach Gruppen unterteilt, befinden sich jeweils im Eingangsbereich. Beide Gruppenräume, wie auch der dazwischen liegende Kleinkindraum haben über den vor der Südostfassade verlaufenden Balkon direkten Freiraumbezug. Durch die daran angeschlossene Außentreppe ist ein direkter Zugang zu der Außenspielfläche möglich. Die Treppe dient gleichzeitig als notwendiger 2. Fluchtweg. Im gegenüberliegenden nordwestlichen Flachdachteil befinden sich die Nebenräume des Kindergartens. Ein Mittelflur verbindet die Räume miteinander und schließt an die Treppe zwischen Eingangs- und Gartengeschoß an. Nördlich des Haupteingangs befindet sich ein separater Eingang, welcher eine Mehrfachnutzung des Gebäudes auch außerhalb der Kindergartenzeiten ermöglicht. Dieser Eingang erschließt den Bereich der Musikschule, externe Nutzungen und den „Schulkinderbereich". Der reine Kindergartenbereich ist über eine Tür zum Mittelflur abtrennbar. In dem nordöstlichen Gebäudeteil befindet sich der dritte, kleinere Gruppenraum mit Bistro für die Kernzeitbetreuung. Im Gartengeschoss befinden sich die Räume für die Musikschule, die Werkstatt, die Lernwerkstatt und der Multifunktionsraum, welcher für Turnunterricht und Veranstaltungen genutzt werden kann. Diese Räume stehen zusammen mit den dazugehörenden Sanitärräumen und der Küche auch für externe Nutzer außerhalb des Kindergartenbetriebs zur Verfügung. Die Neuorganisation sieht Platz für 2,5 Gruppen mit insgesamt ca. 50-60 Kindern vor. Darin beinhaltet ist auch die zunehmende Anzahl der benötigten Plätze für die Kleinkindbetreuung zwischen dem 2.+3. Lebensjahr. Diese Gebäudegröße entspricht dem langfristig zu erwartenden Bedarf (incl. Neubaugebiete) von Auerbach mit seinen rund 1850 Einwohnern.
Freiraumkonzept
Die bestehenden Außenanlagen gliedern sich in drei unterschiedlich zonierte Flächen. Der Bereich vor dem Gebäude wird komplett neu gestaltet und auf den zentralen mittigen Eingang mit einer neuen Treppenanlage und einer flachen Rampe (barrierefreie Erschließung) abgestimmt. Entlang der Straße werden drei mittelkronige Bäume die Eingangszone attraktiver gestalten. Die Musikschule und die externen Nutzungen erhalten einen separaten Eingang mit einer eigenen Treppe. Die bisherige Stufenrampe westlich des Kindergartens soll zurückgebaut werden und mit natürlichen Materialien (Lehm, Holzstämme, Rindenmulch, Kieselsteinen, Splitt usw.) in Form und Gestalt eines Barfussparcours nur für die internen Nutzungen des Kindergartens zur Verfügung stehen. Die Freifläche südlich des Untergeschosses ist die Spielfläche des Kindergartens und soll stärker mit dem Gebäude verzahnt und mehr begrünt werden. Durch die Freitreppe aus den Gruppen im Erdgeschoss heraus wird die Verzahnung weiter unterstützt. Da die Musikschule keinen seitlichen Eingang mehr benötigt wird die Treppe ebenso wie die Stufenrampe zurückgebaut. Der Bereich vor dem Raum der Musikschule wird zu einem runden Forum aus Natursteinen weiterentwickelt.
Tragstrukur/ Statisches Konzept/ Konstruktion
Das Gebäude besteht aus einem massiven Beton-Kellergeschoß. Der Teilneubau des Erdgeschosse wurde in hochwärmegedämmter Holzrahmenbauweise mit einem hohen Vorfertigungsgrad realisiert. Eine zusätzlich Wärmedämmung und eine Installationsebene auf der Wandinnenseite ergänzen den mehrschichtigen Wandaufbau. Die Deckenelemente in den Gruppenräumen bestehen zum Teil aus sichtbaren Holzdecken mit hohen Schallschutzeigenschaften.
Farb- und Materialkonzept
Bei der Auswahl des gesamten Farb- und Materialkonzepts steht die Natürlichkeit der eingesetzten Materialien und Oberflächen im Vordergrund. Der Gesamteindruck soll durch die Wahl von langlebigen Materialien erhalten bleiben. Die Außenfassade im Erdgeschoß erhält eine Verkleidung aus leicht strukturierten Faserzementplatten. Auf die massiven Wände des Untergeschosses wird ein Wärmedämmverbundsystem aufgebracht. Die Farbgestaltung des Gebäudes zeigt ein harmonisches Zwischenspiel zwischen kühlen und warmen Farbtönen. Als Farbton für die Fassadenplatten wurde ein heller Grün-Blau-Ton ausgewählt, der sich von dem anthrazitfarbenen Sockelputz des UGs abhebt. Die Lärchenholzfenster- und Türelemente bilden einen warmen Kontrast zu der flächigen Fassadenverkleidung. Zwischen den einzelnen Fenstern werden farbige Akzente durch die Anordnung von roten Element-Fassadenplatten aus Holz gesetzt. Als Sonnenschutz dienen außen liegende Stoffmarkisen in einem warmen Gelbton. Die Innenräume werden durch ein Farbkonzept mit hellen Farbtönen in unterschiedlicher Intensität in enger Abstimmung mit dem Pädagogischen Konzept geprägt. Diese Farbigkeit wird durch Linoleumbeläge in den entsprechenden Farben im Bereich der Fußböden unterstrichen. Die Sanitärräumen werden zurückhaltend gestaltet. Ein Hauptteil der Flächen wird in neutralem weiß und grau gehalten, Bodenflächen sind teilweise in einem zurückhaltenden Rotton ausgeführt. Das Gebäudekonzept soll eine kindgerechte und entwicklungs fördernde Atmosphäre erhalten, ohne sich an verspielt bunten Bauklötzen oder Übertragungen von Tiermotiven (z. B. Katzen ...) zu orientieren. Das Farbkonzept kann eine schützende Hülle herstellen und den Innenräumen Sicherheit und Orientierung bieten. (Verzahnung Aussen- und Innenraum). Die Farbigkeit der Fassaden ist in grünblauen Tönen gehalten. Der Schwerpunkt des Farbkonzeptes im Innenraum wird auf die Farben Gelb, Grün und Rot gelegt und ist in der Intensität zurückhaltender. Die Innenräume der beiden Gruppenräume sind vom Charakter durch den gelbocker-rot Anstrich wärmend-aktivierend, der Verfügungsraum in noch kräftigerer Gelb-Intensität stärker ruhend und in sich gerichtet. Der Raum der Musikschule ist durch die gelbocker-blau Farbgebung formend und konzentrierend gestaltet.Pädagogisches Konzept - Auszug
(Basis: Träger und Kindergarten vom Juni 2007)
„In naturverbundener Geborgenheit wachsen und gedeihen"
Bauherr: Gemeinde Karlsbad, Herr Bürgermeister Rudi Knodel
Träger: Evangelische Kirchengemeinde Auerbach, Herr Pfarrer Igor Lindner
Kenndaten
Bruttorauminhalt ca. 2.250 m³, Gesamtfläche UG, EG, Emporen ca. 670 m², Gesamtfläche Außenanlagen ca.
1.150 m²Fläche, je Gruppenraum „groß" incl. Emporen (Gruppe 1 und 2) ca. 70 m² , Fläche Gruppenraum „klein" (Gruppe 3) ca. 40 m², Fläche Aula/ Turnraum, Multifunktionsraum ca. 70 m², Gebäudekosten brutto incl. Nebenkosten ca. 770.000 €.
Terminstruktur
Entwurfsplanung ab Sommer 2005, Einreichen des Bauantrages August 2006, Ausführungsplanung/ Ausschreibungen September 2006 – Februar 2007, Auftragsvergaben durch den Gemeinderat Februar 2007, Bauzeit Mitte April – Mitte September 2007, Inbetriebnahme 10. September 2007, offizielle Eröffnung 20. Oktober 2007
Architektonische Gesamtgestaltung und Bauleitung:
adler + retzbach, dipl.-ing. freie architekten bda
Andreas Adler, Gerhard Retzbach
Mitarbeit: Michael Gottlieb, Kerstin Sernau
Tragwerksplanung:
Markus Kappler, Baumgartenstr. 3, 76307 Karlsbad-Ittersbach
Am Bau beteiligte Firmen:
Rohbau Fa. Schmitt-Bau, Flemlingen
Gerüstbau Fa. Weigand, Karlsruhe
Holzbau/ Fassade Fa. Kastor, Oberwesel
Dachabdichtung/ Gründach Fa. Gerber, Bahlingen a.K.
Schlosser Fa. Apfel, Weingarten
Blechnerarbeiten Fa. Fred Huck, Baden-Baden
Holzfenster/ Sonnenschutz Fa. Steinel, Philippsburg
Putzarbeiten/ Trockenbau Fa. Slavos, Schömberg
Estricharbeiten Fa. Amann, Elchesheim-Illingen
Fliesenarbeiten Fa. Dinger, Lauf
Bodenbelag Fa. Keil, Karlsruhe
Schreinerarbeiten Fa. Schroff, Bruchsal
Malerarbeiten Fa. Gruhn, Rohrbach
Elektroarbeiten Fa. Christmann, Karlsbad
Heizung/ Lüftung/ Sanitär Fa. Hamberger&Reiser, Karlsbad
Aufzüge Fa. Hugo
Der Kindergarten kurz vor der offiziellen Einweihung am 20. und 21.Oktober. Fotos: Architekturbüro adler + retzbach