Redaktionelle Berichte | 14.04.2025
Am Donnerstag, 10. April, fand im SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach erstmals ein Business Abend unter der neuen Marke „KarlsbadConnect“ statt. Eingeladen waren Unternehmen, Selbstständige und medizinische Fachkräfte aus Karlsbad. Die Veranstalter, die Wirtschaftsförderung der Gemeinde Karlsbad, konnten sich über eine überzeugende Resonanz freuen: Mehr als 120 Gäste aus Handel, Handwerk, Industrie, Dienstleistung und Medizin füllten den Hörsaal des frisch renovierten Schulungsgebäudes bis auf den letzten Platz.
In seiner Eröffnungsrede betonte Bürgermeister Björn Kornmüller die Bedeutung vernetzter Beziehungen zwischen den Karlsbader Firmen: „Unter KarlsbadConnect verstehen wir die Vernetzung unserer Unternehmen und möchten diesen Prozess ein Stück weit aktiv mitgestalten.“ Kornmüller zeigte sich zudem sehr erfreut, „dass der Auftakt unserer KarlsbadConnect-Reihe so gut besucht ist“ und „ein herausragender Mix an Unternehmen und an Unternehmergeist hier versammelt sind“. Abschließend richtete er seinen Dank an die beiden Redner, Prof. Dr. Volker Nürnberg und Jörg Schwarzer (Geschäftsführer des SRH Klinikums), und lobte die „fantastisch renovierten und modernisierten Räumlichkeiten“, die Schwarzer bereitgestellt hatte.
Schwarzer eröffnete die Vortragsreihe mit seinem Beitrag: „Das Krankenhaus: Ein ganz normales Unternehmen!?“ Er zeigte sich zu Beginn sehr erfreut, dass „die erste externe Veranstaltung in unseren neu gestalteten Schulungsräumlichkeiten gleichzeitig auch der erste Business Abend der Gemeinde ist.“ In seinem Vortrag stellte er das SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach mit seinen Fachbereichen vor und präsentierte eindrucksvolle Umfrageergebnisse, die bei den Patientinnen und Patienten des Klinikums erhoben wurden. „Der für mich wichtigste und beste Aspekt – neben der natürlich erstklassigen medizinischen Versorgung – ist die Note 1,3, die unser Klinikpersonal für Freundlichkeit erhalten hat. Darauf können unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurecht sehr stolz sein.“ Das SRH beschäftigt in Karlsbad über 1.400 Menschen und zählt damit zu den größten Arbeitgebern der Region.
Schwarzer ging außerdem auf die unternehmerischen Herausforderungen ein, mit denen sich Krankenhäuser generell konfrontiert sehen: „13 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts fließen in das Gesundheitswesen. Das sind die mit Abstand höchsten Ausgaben im Gesundheitswesen europaweit“, stellte Schwarzer fest. „Im internationalen Vergleich der Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems europäischer Länder, liegen wir aber nur auf Platz 12!“ Schwarzer führte diese Diskrepanz unter anderem auf teils veraltete Strukturen zurück, die noch in den 1960er- und 70er-Jahren wurzeln.
In der anschließenden Diskussionsrunde, in der die Besucherinnen und Besucher Gelegenheit hatten, Jörg Schwarzer Fragen zu stellen, ging es vor allem um die politischen Rahmenbedingungen, die den Klinikalltag maßgeblich beeinflussen.
Anschließend begeisterte der gebürtige Karlsbader Prof. Dr. Volker Nürnberg das Publikum. Für ihn war es eine besondere Premiere, da er noch nie in seiner Heimatgemeinde aufgetreten war, obwohl er bereits über 1.500 Vorträge gehalten hatte. Nürnberg, einer der gefragtesten Wirtschaftsexperten Deutschlands, berät sowohl Unternehmen als auch die Bundesregierung. An seiner früheren Wirkungsstätte im SRH Klinikum, wo er nach dem Abitur unter anderem als Zivildienstleistender und während seines Studiums tätig war, referierte er über „Die Herausforderungen der Wirtschaft 2025“ und verband dabei ernste Themen mit unterhaltsamen Momenten.
Gleich zu Beginn sorgte Nürnberg für Aufsehen, als er mit Folien mehrerer bekannter Persönlichkeiten – darunter Steve Jobs, Günther Jauch, Stefan Raab und Uli Hoeneß – in den Dialog mit dem Publikum einstieg. „Was haben diese Personen alle gemeinsam?“, fragte er. Nach einigen Antworten wie „alle männlich, alle berühmt, alle erfolgreich“ konterte er: „Das ist alles richtig, aber eines noch: Sie hätten vermutlich alle von Ihrem Unternehmen eine Absage bei einer Bewerbung erhalten. Keiner von diesen Herrschaften hat den Beruf erlernt in dem sie sehr erfolgreich waren oder heute noch sind!“
Damit setzte Nürnberg den Ton für den weiteren Verlauf. „Wir müssen als Unternehmen überlegen, wie wir uns für Nachwuchskräfte attraktiv machen und wie wir unsere Bewerbungsprozesse so gestalten, dass wir junge Menschen erreichen.“ Der generellen Kritik, die man oft an der heutigen Jugend äußert, wollte er nicht zustimmen: „Die junge Generation ist einfach differenzierter als früher.“
Danach ging er auf die Herausforderungen im Gesundheitswesen ein und bezeichnete die Bürokratie als „eines der Haupthemmnisse für das Wirtschaftswachstum in Deutschland“. Zudem lebe man in einer „extrem beschleunigten Gesellschaft, in der nicht mehr der Beste, sondern der Schnellste gewinnt“. Diese Aussage verband er mit dem Thema Fachkräftemangel und warf erneut einen Blick auf die Digitalisierung: „Versuchen Sie alle mitzunehmen. Wer die Möglichkeiten der Digitalisierung nicht erkennt, ist auf dem Arbeitsmarkt nicht konkurrenzfähig.“
Abschließend lobte Nürnberg, der „fast alle Kommunen in Baden-Württemberg kennt“, die außergewöhnlichen Standortfaktoren Karlsbads: das Schulzentrum, die ÖPNV-Anbindung, das SRH Klinikum und die Flächenverfügbarkeit unweit der A8.
Mit einer angeregten Abschlussdiskussion und großem Applaus endete der Vortrag. Durch den Abend führte Wirtschaftsförderer Tobias Brehm, der nach den Vorträgen zum offenen Austausch einlud. Viele der Impulse, die Schwarzer und Nürnberg gesetzt hatten, wurden in der folgenden Netzwerkveranstaltung im Foyer des Hörsaals noch bis in die späten Abendstunden angeregt diskutiert. Bei den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern wurde das neue Format durchweg positiv aufgenommen und der Wunsch nach weiteren Ausgaben des KarlsbadConnect Business Abends wurde vielfach geäußert.