Karlsbad-Ittersbach | 21.03.2025
Warum bleibt ein Baumstamm ungenutzt im Ittersbacher Wald?
Wer durch den Ittersbacher Wald, einen Teil des Karlsbader Forsts, spaziert, entdeckt gelegentlich große Baumstämme, die scheinbar ungenutzt am Boden liegen. Warum werden sie nicht entfernt oder als Brennholz genutzt? Die Antwort darauf gibt Förster Alexander Mohr: „Diese Baumstämme erfüllen eine wichtige ökologische Funktion und sind ein wertvoller Lebensraum für zahlreiche Tiere, Insekten und Pilze.“
Ein geschützter Wald für die Artenvielfalt
Obwohl der Karlsbader Forst größtenteils wirtschaftlich genutzt wird, wurde ein kleiner Bereich – etwa ein Prozent der Waldfläche – bewusst aus der Bewirtschaftung genommen. „Ziel ist es, einen Hotspot der Artenvielfalt zu entwickeln, in dem sich auf Alt-und Totholz spezialisierte Tier-und Pflanzenarten ansiedeln können“
So musste beispielsweise eine alte Buche gefällt werden, weil sie in der Krone dürr war und eine Gefahr für Spaziergänger darstellte. Doch anstatt den Stamm aus dem Wald zu entfernen, bleibt er bewusst liegen. Denn was für den Menschen nutzlos erscheint, ist für unzählige Lebewesen überlebenswichtig.
Warum ist Totholz so wichtig?
Abgestorbene Bäume sind ein wesentlicher Bestandteil eines gesunden Waldes. Sie dienen als Nahrungsquelle, Brutstätte und Unterschlupf für eine Vielzahl von Insekten, Käfern, Pilzen und anderen Waldtieren. Diese wiederum sind eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel, Fledermäuse und andere Tiere.
Gerade Käferarten, die auf Totholz spezialisiert sind, sind oft selten oder sogar vom Aussterben bedroht. Besonders im Nordschwarzwald, zu dem auch der Ittersbacher Wald gehört, gibt es eine bemerkenswerte Vielfalt an Käfern – mehr als 1.000 verschiedene Arten wurden dort nachgewiesen. Einige besonders schützenswerte Arten sind:
• Eremit (Osmoderma eremita) – Ein seltener Käfer, der im Mulm alter Bäume lebt.
• Großer Eichenbock (Cerambyx cerdo) – Einer der größten Käfer Mitteleuropas, der auf stark vermoderndes Holz angewiesen ist.
• Schwarzblauer Rindenkäfer (Peltis grossa) – Eine gefährdete Art, die bevorzugt in alten Buchenwäldern vorkommt.
• Mulmbock (Ergates faber) – Ein großer Käfer, dessen Larven sich über Jahre im Holz entwickeln.
Besonders wertvoll sind auch absterbende Bäume; für Arten wie z.b Eremit sind bereits tote Bäume nicht mehr interessant, sondern kranke Bäume, die dann über Jahrzehnte langsam (aufgrund der Schädigung oder eben aufgrund des Alters) absterben.
. Ohne Totholz verschwinden sie – und mit ihnen auch viele andere Tierarten, die direkt oder indirekt von ihnen abhängen.
Pilze – die stillen Helfer im Wald
Neben den Käfern spielen auch Pilze eine entscheidende Rolle. Sie zersetzen das Holz und führen die darin gespeicherten Nährstoffe dem Waldboden zurück. Gerade in feuchten Jahren gedeihen viele Pilzarten besonders gut und sorgen für ein natürliches Gleichgewicht im Wald.
Der Wert eines toten Baumes
Ein am Waldboden liegender Baumstamm mag für manche Menschen nutzlos erscheinen, doch er trägt maßgeblich zur Artenvielfalt bei. Gerade in Zeiten des Artensterbens sind solche ungestörten Naturflächen von großer Bedeutung. Der Karlsbader Forst zeigt mit seiner geschützten Zone im Ittersbacher Wald, wie wichtig es ist, nicht nur Holz zu ernten, sondern auch Raum für die Natur zu lassen.
Wenn Sie also das nächste Mal durch den Ittersbacher Wald spazieren und einen scheinbar ungenutzten Baumstamm sehen, denken Sie daran:
Hier entsteht neues Leben!