Realschule Karlsbad | 10.03.2025
„Wer bin ich? Ein Paket aus Knochen, ein menschlicher Abfall, eine einfache Nummer. Oder das alles zusammen, das heißt null plus null, also null.“ – so schreibt Eugène Marlot in einem Gedicht. Er war einer von ihnen, einer der 52.000 Deportierten, die hier im Arbeitslager der Nationalsozialisten Unvorstellbares erleiden mussten.
Am 26. Februar 2025 besuchen die Klassen 9a und 9c mit ihren Lehrern Frau Zierep, Frau Risch, Herrn Schuster und Frau Stäblein und am 27.Februar 2025 die Klassen 9b und 9d mit ihren Lehrern Frau Schlaugat, Herrn Götz, Herrn Throm und Herrn Wolf im Rahmen einer Geschichtsexkursion das KZ Struthof im benachbarten Elsass.
Als sich unser Bus das schmale Sträßlein zum Arbeitslager hochquält, wird es ganz still bei den Schülern. Die Straße wurde Anfang 1941 von den Inhaftierten selbst gebaut… Eisiger Wind weht uns ins Gesicht, dazu Schneeregen bei knapp über null Grad. Wir können nur erahnen, was es hieß, hier inhaftiert gewesen zu sein. Wir schreiten durchs Lagertor, der Stacheldraht rahmt das Gelände bedrohlich ein. Wir gehen in die Baracken, auf den Appellplatz mit dem Galgen, ins Krematorium und auch in das Gebäude mit der Gaskammer. Wir tauchen ein in das düsterste Kapitel der deutschen Geschichte und wir verstehen – allein durch den Anblick der Exponate: ausgetretene Stiefel, Lumpen, die als Kleidung dienten, ein Ehering, ein geschnitztes Figürchen, ein Spaten. Überall Fotos von Menschen, die diese Hölle erleiden mussten. Überall liegen rote Rosen - ein stummer Gruß, ein stilles Verneigen.
Eugène Marlot hat diese Hölle überlebt, er starb 1990 und hat sich für den Rest seines Lebens eingesetzt gegen das Vergessen: „Ich flehe dich an, vergiss nicht, vergiss nichts, niemals, niemals. Und schrei die Wahrheit, selbst wenn sie stört, selbst wenn sie missfällt.“
Wir steigen ein in den Bus nach Hause: 80 Neuntklässler, die Eugène Marlots Botschaft mitnehmen und dafür sorgen, dass wir niemals vergessen und dass es niemals wieder passieren darf.
Text: M. Stäblein