Redaktionelle Berichte | 07.01.2025
Der renommierte Holzschuh-Preis, der herausragende wissenschaftliche Arbeiten im Bereich der Integrativen Medizin prämiert, wurde im Dezember 2024 zum 19 Malverliehen. In diesem Jahr wurden fünf hochrangig publizierte Forschungsarbeiten sowie eine Masterarbeit zur Auswahl eingereicht. Die Beiträge stammten von namhaften Universitätskliniken wie der Charité Berlin, den Universitäten des Saarlandes, Freiburg, Hamburg und Duisburg/Essen. Die Themen reichten von Ernährung und Fasten über Covid-Therapie, Yoga, Osteopathie, Waldbaden bis hin zur Akzeptanz und Anwendung der Integrativen Medizin.
Die Auswahlkriterien des Holzschuh-Preises umfassen unter anderem ein methodenadäquates und innovatives Studiendesign, die Relevanz für die medizinische Praxis sowie den Beitrag zum wissenschaftlichen Ansehen der Integrativen Medizin. Unter den eingereichten Arbeiten überzeugte die Jury insbesondere die klinische Relevanz und das Studiendesign einer osteopathischen Untersuchung.
Ausgezeichnete Arbeit aus der Osteopathie
Mit knappem Vorsprung wurde die Arbeit „Immediate Effectsof Myofascial Release Treatment on Lumbar Microcirculation: A Randomized, Placebo-Controlled Trial“ aus der Universität Hamburg prämiert, erläuterte der Stiftungsvorstand Ragnar Watteroth bei der Preisübergabe. Die Autoren – Andreas Brandl, Christoph Egner, Rüdiger Reer, Tobias Schmidt und Robert Schleip – untersuchten die unmittelbaren Effekte einer myofaszialen Entspannungstherapie auf die Mikrozirkulation im Lendenbereich. Die Studie, publiziert im renommierten Journal of Clinical Medicine, zeichnet sich durch ein sorgfältiges Studiendesign mit Placebokontrolle und innovativen Messtechniken aus. Dies würdigte der LautatorProf. Dr. med.Harald Matthes von der Charité – Universitätsmedizin Berlin.
Die Arbeit thematisiert entzündliche Prozesse in der thorakolumbalen Faszie, die zu Verdickung, Verdichtung und Fibrose führen können. Diese Veränderungen werden als ein möglicher Faktor für die Entwicklung unspezifischer lumbaler Rückenschmerzen an3gesehen. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Blutfluss innerhalb des Fasziengewebes, der durch Hypoxie und entzündliche Prozesse gefördert werden kann.
Die untersuchte myofasziale Behandlung (engl. MyofascialRelease, MFR), eine originäre osteopathische Behandlungsmethode, nutzt mechanische Scherbewegungen, bei denen Kompression und Dehnung moderat und langsam angewendet werden. Es wird angenommen, dass diese Methode zu Veränderungen der Kollagenfaserstruktur und Hydratation des Fasziengewebes führt, welche die natürliche Bewegung begünstigen. Faszien reagieren besonders auf eine gleichmäßige, anhaltende Dehnung, was die Wirksamkeit dieser Behandlungsmethode unterstreicht.
Beeindruckende Ergebnisse und wissenschaftliche Bedeutung
Die Untersuchung kombinierte sonographische Bildgebung,Laser-Doppler und Weißlicht Spektroskopie, um pathologische Veränderungen sowie Blutfluss und Sauerstoffversorgung präzise zu analysieren. Die Effekte der Verumtherapie waren eindeutig und überzeugend, wobei die Ergebnisse durch eine dreifache ANOVA-Analyse gegenüber anderen Einflussfaktoren abgesichert wurden. Die Jury lobte die hohe wissenschaftliche Qualität der Arbeit, die nicht nur die Wirksamkeit der Osteopathie nachweist, sondern auch den Wirkmechanismus in den Fokus rückt – ein wichtiger Beitrag zur Akzeptanz dieser häufig angewandten Methode in der konventionellen Medizin.
Die ausgezeichnete Arbeit zeigt eindrucksvoll, wie innovative Forschung in der Integrativen Medizin nicht nur die wissenschaftliche Basis stärkt, sondern auch praxisrelevante Erkenntnisse liefert. Der Holzschuhpreis bleibt damit ein wichtiger Impulsgeber für die Weiterentwicklung dieses zukunftsweisenden medizinischen Bereichs.
Der Holzschuh-Preis für Komplementärmedizin wird jährlich ausgeschrieben und ist mit 5.000 Euro dotiert. Über die Vergabe des Preises entscheidet eine unabhängige, von der Hufelandgesellschaft und der Holzschuh-Stiftung zusammengestellte Jury. Bewertet werden dabei unter anderem das Studiendesign und die Qualität der Ergebnisse sowie die Relevanz für die Komplementärmedizin.
Brandl, A.; Egner, C.; Reer, R.; Schmidt, T.; Schleip, R. Immediate Effects of Myofascial Release Treatment on Lumbar Microcirculation: A Randomized, Placebo-Controlled Trial. J. Clin. Med. 2023, 12, 1248. https://doi.org/10.3390/jcm12041248
Ausschreibung 2025
Seit knapp 20 Jahren vergibt die Karl und Hilde Holzschuh-Stiftung gemeinsam mit der Hufelandgesellschaft jährlich einen Preis für herausragende Forschungsergebnisse in der Komplementärmedizin und Integrativen Medizin.
Dotierung: 5.000 €
Einsendeschluss: 31. März 2025
Über die Vergabe des Preises entscheidet eine unabhängige Jury. Mit zahlreichen anspruchsvollen und innovativen Arbeiten und einer großen Spannbreite an Themen ist er einer der bedeutendsten Forschungspreise auf diesem Gebiet.
Mehr zu den Bewerbungskriterien und zum Preis www.hufelandgesellschaft.de/holzschuhpreis