Es gab Streit. Dieses Mal stritten sich Sonne und Wind und – wie so oft – ging es darum: “Wer ist stärker?“
Der Wind plusterte sich auf und prahlte:“ Natürlich bin ich stärker, ich kann zum Sturm werden und große Bäume entwurzeln! “
„Ich bin anders stark, ich kann wunderbar wärmen,“ entgegnete die Sonne gelassen.
Der Wind schnaubte verächtlich und schlug einen Praxistest vor: „Da unten geht ein Mann mit einem dicken schweren Mantel. Ich werde ihm jetzt den Mantel ausziehen!“ Er pustete und blies so stark er konnte, doch der Mann hielt seinen Mantel in immer festerem Griff und hastete schnell weiter.
Dann war die Sonne an der Reihe. Sie strahlte und wärmte und der Mann verlangsamte seinen Schritt, öffnete seinen Mantel und schließlich zog er ihn ganz aus.
Die Sonne hatte es geschafft, sie war anders stark, sie war am stärksten.
nach einer Fabel von Aesop
Die göttliche Stärke, wie sie uns in der Bibel begegnet, kommt ganz unterschiedlich daher. Mal wird sie als groß und mächtig erlebt und erzählt, mal ist sie leise und ganz anders als erwartet.
Elia, der eher als Mann fürs Grobe geschildert wird, erwartet Gott in Sturm, Erdbeben und Feuer und stellt – sicher nicht wenig erstaunt - fest, dass die Kraft Gottes sich als „sanftes leises Säuseln“ zeigt. (1.Kön.19,12)
Auch Jesus überrascht bei zahlreichen Begegnungen durch sein konsequentes Festhalten an der kompromisslosen Liebe, die zuerst den Menschen sieht auch da, wo lautstark eine harte Hand und gnadenlose Gerechtigkeit gefordert wird.
Anders stark ist oft am stärksten - viel Freude beim Ausprobieren!
C.Schwarz, Lehrerin