Ich möchte die Kirche stürmen, das feierliche Gehabe der Bänke striche ich blau durch
Wie Glockenseile bewegten sich meine Pinsel, mit Farbe läutete ich ein
Die Orgel sollte auf allen Registern tanzen – Wie flögen die schwarzen Bücher – von Notenzwängen erlöst würden ihre Melodien verwoben zu wunderbarem Vielklang
Ich tät so gern den schwarzen Talar bemalen mit goldenen Sternen, eine dicke Sonne säße dem Pfarrer im Genick, sie lachte und lachte - Die Menschen würden sie ansehen
In so viel Farbe hüpften sie wie die Osterhasen von einem zum anderen sie schrieen durcheinander - manchmal wäre es auch ganz still, wenn eines weinte… weinten vielleicht alle
Es käme eine Ruhe wie ein Engel in weitem Gewand – Es trockneten Tränen
Nichts wäre wie es war – die Kerzen brennten nicht nur am Altar, sondern überall auf den Gängen, den Bänken – die Menschen selber wären brennende Kerzen – brennende Lieder – brennende Umarmungen – mit Gott und untereinander
Sie wären lebendig…
Diese Zeilen hat eine Nonne aus der Christusbruderschaft Selbitz geschrieben, sie heißt Sr. Christamaria Schröter. Ich weiß nicht, was sie zu diesen Zeilen bewogen hat, spüre aber in ihnen ein Leiden an der Kirche und den Wunsch nach Lachen, Lebendigkeit, Gemeinschaft und Fröhlichkeit. Dieses Leiden und diesen Wunsch kenne ich und vermute sie bei vielen anderen Menschen auch. Ich vermute, dass sich viele Menschen nach einem lebendigen, fröhlichen Christsein und nach einer lebendigen, kreativen Kirche sehnen, einer Kirche, in der man Gemeinschaft erleben kann und gehalten ist. – Nun, wenn wir uns doch alle so danach sehnen, warum gelingt uns dann nicht einfach der Turnaround und wir legen einfach los? Die goldenen Sterne und die Sonne könnte ich ja schon mal auf den Talar malen…
Zwei Gedanken dazu. Der erste: In mir selbst spüre ich viel Unentschlossenheit und merke sofort: Alle Erneuerung beginnt in meinem Herzen. Ich kann nicht erwarten, dass sich die Kirche ändert, wenn es in mir selbst keine Veränderung gibt. Mein eigenes Herz braucht als allererstes einen dicken Klecks Farbe und Erlösung. – Und zweitens: Es liegt auch an uns als Ortsgemeinden, mutige Schritte zu gehen und zu den elementaren Dingen zurückzukommen, die aus meiner Sicht sind: Gemeinschaft zu leben, Anteil zu geben und zu nehmen aneinander, die Nöte der Menschen um uns herum wahrzunehmen und anzugehen, zu überlegen, was nottut und Gott in allem suchen. Mehr braucht es aus meiner Sicht nicht, um Gemeinde in der Region zu sein. Was könnten wir dafür lassen, um Zeit und Raum für dieses elementare Miteinander und Füreinander zu haben?
Herzlichst, Ihr Johannes Werle