Aber sei nur stille zu Gott, meine Seele, denn er ist meine Hoffnung. Ps. 62,6
Der Sommer neigt sich dem Ende zu. Wir genießen die letzten Sonnenstunden, aber die Kühle der Nacht stimmt uns schon auf den Herbst ein.
Ich bin immer ein wenig wehmütig in dieser Zeit. Der Abschied von der Leichtigkeit des Sommers fällt mir schwer.
Seit Jahren pflege ich ein Ritual, das mir den Abschied erleichtert: Ich kaufe Blumenzwiebeln. In großer Menge. Freue mich an den Bildern, die mir versprechen, dass da tiefrote Tulpen, weiße Narzissen, blaue Perlblümchen, Schneeglöckchen und bunte Krokusse wachsen werden. Ich suche im Garten ein schönes Plätzchen für sie aus und grabe sie sorgfältig ein. Zwiebel für Zwiebel lerne ich:
Die Natur zieht sich zurück, die Kraft konzentriert sich in den Wurzeln. Es kommt die Zeit der Ruhe, der Besinnung auf das Wesentliche. Wir sind auch ein Teil der Natur. Auch für mich ist der Herbst eine Zeit der Besinnung:
Welche „Ernte“ habe ich eingebracht? Welche „Früchte“ des Sommers lege ich auf meinen inneren Erntedankaltar? In Gedanken bestücke ich diesen Altar mit Menschen, Erlebnissen und inneren Bildern, für die ich Gott dankbar bin.
All das, was für mich wesentlich ist, was ich bewahren möchte. Aber ich überlege auch: Was kann ich getrost lassen? Wo brauche ich den Rückzug? Was hilft mir durch die dunkle Jahreszeit? Auf jeden Fall die Vorfreude auf die Blüten, die aus meinen Zwiebeln wachsen werden.
Stefanie Fischer-Steinbach, evangelische Klinikseelsorge KKL