Freiheitskämpfer
Eine verhängnisvolle Predigt – oder
Schweres Schicksal eines Langensteinbacher Revolutionärs
Es war vor 175 Jahren in den letzten Tagen der 1848/49er badischen Revolution.
In Langensteinbach starb 1849 plötzlich der Pfarrer. Der Hauptlehrer Johann Becker musste – wie üblich - den Kirchendienst übernehmen. Er war zuvor schon im Mai als Redner bei Veranstaltungen der Demokratiebewegung in Reichenbach und in Wilferdingen aufgetreten.
„Ich bin gekommen, dass ich ein Feuer anzünde auf Erden; was wollte ich lieber, als es brennete schon“. Zu diesem Predigttext betete er im Gottesdienst für das Gelingen der Revolution und für das Wohlergehen der Revolutionäre. Nach der Niederschlagung der Revolution wurde er zu 2 Jahren Haft verurteilt. Seine Frau war mit dem fünften Kind schwanger. Zuerst saß er in den Rastatter Kasematten ein und später in der Infanteriekaserne in Karlsruhe. Da er selbst keinen Schuldienst mehr halten durfte, musste seine Familie von seinen Verwandten versorgt werden. Mit einer Flugblattaktion – sicher aus Verzweiflung – hatte er sich wieder schuldig gemacht und wurde nochmals zu drei Wochen Haft verurteilt. Ein reicher Bürger Langensteinbachs, der Erbauer des Forsthauses, war wohl hier die treibende Kraft.
Nach seiner Entlassung beantragte er die Auswanderung nach Amerika. Da er weiterhin nicht mehr Lehrer sein durfte, hatte er keinerlei Unterhaltsmöglichkeit für seine Familie.
Im Januar 1853 verließ die Familie, das waren die Eltern, fünf Kinder und die 70-jährige Oma, auf einem Schoner (einem Segelschiff) LeHavre, um den in dieser Jahreszeit sicher recht stürmischen Atlantik zu überqueren. Nach ungefähr acht Wochen kamen sie in New Orleans an. Auf der Ankunftsliste fehlt jedoch der 16jährige älteste Sohn.
Die Reise der Familie ging also den Mississippi hoch und weiter über den Ohio-River. Nach jahrelangen Nachforschungen konnte die Familie erst 2007 auf einer Volkszählungsliste von Cincinetti aus 1860 entdeckt werden.
Es meldete sich noch niemand von den Nachkommen, so dass es noch keinen Kontakt zu den Nachkommen gibt.
Mehr über das Revolutionsgeschehen in dem Buch:
„Die Karlsbader Orte in der 1848/49er Revolution“
zu beziehen über den Heimatverein Karlsbad e.V. oder bei der Buchhandlung lettera im OT Langensteinbach
Info@heimat-karlsbad.de
Heimatverein Karlsbad e. V.
Friedrich-Dietz-Straße 2 (gegenüber der ev. Kirche)
76307 Karlsbad-Ittersbach