Karlsbader Mitteilungsblatt

Heimatverein Karlsbad

Vor 175 Jahren: Badische Revolution

11.06.2024

Freiheitskämpfer

1849 Revolutionsgeschehen hierzulande

Die Revolution begann 1848 in Südbaden. Friedrich Hecker und Gustav Struwe waren die Ersten, die sich wagten, mit einem bewaffneten Aufstand die gegen die monarchistische Ordnung aufzubegehren und für „Wohlstand, Bildung und Freiheit für alle Klassen des Volkes“ zu kämpfen. Dieser erste Aufstand endete mit einer verheerenden Niederlage und die Unzufriedenheit blieb.

Die jüngeren Revolutionäre zogen aus dem dilettantischen Vorgehen Heckers und Struves die Lehren und  „erkannten die Notwendigkeit, durch Propaganda und umfassende Organisationsarbeit bis ins letzte Dorf die Voraussetzungen für das Gelingen der des nächsten Versuchs zu schaffen“. Sie beriefen auf den 12. und 13. Mai  eine Landesvolksversammlung nach Offenburg ein, an der rund 20000 Mann teilnahmen. Gleichzeitig meuterte das ganze badische Heer und ging zur Revolution über. Großherzog Leopold floh außer Landes und der von Offenburg kommende revolutionäre Landesausschuss zog in Karlsruhe ein. Die provisorische Revolutionsregierung mit dem Rechtsanwalt Lorenz Brentano an der Spitze ernannte Anfang Juni Philipp Thiebauth zum „Zivilkommissär“ für den Bezirk Ettlingen.

Was in Spielberg geschah, kann aus dem Protokollbuch  des Gemeinderats erschlossen werden. Dazu folgende Auszüge:

GESCHEHEN SPIELBERG

......den 17.ten May 1849

Heute wurde der Gemeinderath und der Bürgerausschuß sowie sämtliche

Bürgerschaft versammelt, um sich mit dem ersten darüber zu beraten, wie die

Exikutionsmaßnahmen des Landesausschußes Genüge zu leisten sei….namentlich auch darüber, wo die Waffen und Munition zu erfahren und zu erheben seien.

 

                                           …..den 23.ten May 1849
In der heutigen Gemeinderatssitzung wurde behufs des außerordentlichen Aufgebotes der ledigen Bürgersöhne von 18 bis 30 Jahren ein ExizierInstruktor einstweilen in der Person des grafinierten Feldwebels Christoph Müller und diejenigen Leute, die in das erste Aufgebot fallen in zwei Abteilungen zu instruieren…..

                                               Am 30. Mai 1849

hat der Gemeinderath im Auftrag des Großherzoglichen Oberamtes Durlach gemäß Vollzugsversammlung die Bürgerschaft durch vorherige Einladung auf das Rathaus versammeln lassen…..

                                              

                                               Am 8. Juni 1849

Übernimmt der Gemeinderath die Kosten für 120 Stimmzettel zur Wahl der konstituierenden Versammlung in Höhe von 43 Kreuzern.

 

                                                     Am 12. Juni 1849

Wählt der Gemeinderath die Wehrmannsausschußmitglieder und auch die Sicherheitsausschußmitglieder…..

  

                                                   Am 27. Juni 1849

genehmigte der Spielberger Gemeinderath die Bezahlung der Kosten an Karl Siegrist für die Fertigung von 32 Stück Brodtaschen für die hiesige Mannschaft des ersten Aufgebotes, 5 Gulden 20 Kreuzer und auch für die Fertigung der 32 Stück Blusen für die hiesige Mannschaft des ersten Aufgebotes, 11 Gulden 44 Kreuzer.

 

                                                    Am 6. Juli 1849

Beratung und Beschluss des Gemeinderathes zur Vergütung der Wehrpflichtigen vom Ersten Aufgebot, die morgens um 6 Uhr in Durlach erschienen und dort den Kampf führten. Die Teilnehmer sollen aus der Gemeindekasse 1 Gulden und 30 Kreuzer erhalten.

                                                     Am 13. Juli 1849

Berät der Gemeinderath Spielberg über die Aufnahme von 2000 Gulden da sie Lieferungen zur Verpflegung der Reichstruppen – damit waren die Preußen gemeint – zu liefern hatten. Die Reichstruppen hatten in unserem Raum offenbar schon gesiegt und kampierten als Besatzungsmacht in Ettlingen.

 

                                                     Am 23. Uli 1849

endete die Revolution mit der militärischen Niederschlagung der letzten Erhebung in Nordbaden und der Einnahme der Festung Rastatt.                                        

Im August scheint sich das Gemeindeleben wieder beruhigt zu haben.

Auszugsweise entnommen dem Buch „Die Karlsbader Orte in der    
                        48/49 Revolution“ des Heimatvereines Karlsbad e.V.

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