Sitzung am 28. Februar
Bei der Sitzung Ende Februar setzte sich der Gemeinderat mit grundlegenden Versorgungsthemen auseinander. Unter anderem gab er grünes Licht für den Neubau des Hochbehälters „Sallenjagen“ in Karlsbad-Langensteinbach. Ferner sprach er sich für den Aufbau eines Nahwärmenetzes im Baugebiet „Holderäcker II“ in Karlsbad-Spielberg aus.
Rohbauarbeiten zum Neubau des Hochbehälters „Sallenjagen“ vergeben
Einstimmig vergab der Gemeinderat den Auftrag für die Rohbauarbeiten einschließlich Wasserversorgungs- und Straßenbauarbeiten, Verlegung der Entwässerungsleitung und Kabelverlegearbeiten für den Neubau des Hohbehälters Sallenjagen in Karlsbad-Langensteinbach. Dieser geht an die Firma Albert Amos, Brackenheim zu einem Bruttoendpreis von rund 1.549.500 €.
Der Neubau eines Hochbehälters sei eines der größten Infrastrukturprojekte der Gemeinde Karlsbad, erläuterte Ortsbaumeister Ronald Knackfuß. Mit einer Investition von 3,5 Millionen Euro soll die Wasserversorgung in Langensteinbach stabilisiert werden. Bei dem Auftragsvolumen liege die Gemeinde erfreulich deutlich unter der Kostenschätzung. Diese betrage 1,9 Millionen Euro. Damit betrage die Differenz mehr als 300.000 Euro. Als Baubeginn sei der 8. April vorgesehen. Die Maßnahme soll bis 19.12.2025 laufen. In der nächsten Stufe kämen weitere Ausschreibungen.
Neubau sinnvoller als Sanierung des vorhandenen Hochbehälters
Der Hochbehälter Sallenjagen im Ortsteil Langensteinbach wurde 1963 mit einem Behältervolumen von 800 m2 erbaut. Er wurde seither nur in geringem Umfang saniert und nicht auf den neusten Stand der Technik gebracht. In der Machbarkeitsstudie vom August 2020 untersuchte das beauftragte Ingenieurbüro Leuze die Alternativen Sanierung oder Neubau. Dabei ging es um die Frage, ob die Sanierung des bestehenden Hochbehälters mit zusätzlich erforderlicher Erweiterung um 800 m3 Speicherinhalt oder ein Neubau in direkter Nachbarschaft die aus technischer und wirtschaftlicher Sicht die bessere Lösung darstellt. Nach Prüfung der Ergebnisse aus der Machbarkeitsstudie kam die Gemeinde übereinstimmend mit Leuze zu dem Ergebnis, dass ein Neubau mit insgesamt 1.600 m3 Speicherinhalt (200 m3 Brand-reserve + 1.400 m3 Verbrauchsinhalt) die bessere Lösung darstellt. Die für den Neubau benötige Fläche beträgt ca. 1.800 m². Die Wasserkammern werden vollkommen erdüberdeckt und gegen das Urgelände abgeböscht. Um das Bauwerk harmonisch in das Landschaftsbild einzufügen sollen die sichtbaren Seiten der Vorkammer mit einer orttypischen Buntsandsteinverblendung versehen werden. Nach derzeitiger Planung soll der bestehende Hochbehälter stillgelegt, aber nicht abgerissen werden.
Diskussion im Gemeinderat
In Anbetracht der günstigen Baumarktlage Ausschreibungen vorzuziehen sei nicht sinnvoll, so erläuterte Herr Leuze vom beauftragten Ingenieurbüro Leuze Gründe hierfür seien u.a. die lange Baumaßnahme selbst, lange Lieferzeiten bestimmter Materialien und die unsichere Preisbasis bei den Stahlpreisen. GR Roland Rädle (CDU) sah die Maßnahme als wichtig an. Wasser sei ein Zukunftsthema. Die GR Reinhard Haas (SPD) und Uwe Rohrer (Bündnis 90/Grüne) bewerteten das Vorhaben ebenfalls positiv. Rohrer meinte, es sei vorteilhaft, im Hinblick auf die mögliche weitere Preisentwicklung einen finanziellen Puffer zu haben.
Nahwärmenetz für das Baugebiet „Holderäcker II“ in Karlsbad-Spielberg befürwortet
Der Gemeinderat beschloss, dass ein Nahwärmenetz für das Baugebiet „Holderäcker II“ in Karlsbad-Spielberg aufgebaut werden soll. Die Planungen sollen weiter konkretisiert und die Grundstückseigentümer über die Planungen informiert werden. Im städtebaulichen Erschließungsvertrag werden die Regelungen zur Kostentragung für das Nahwärmenetz aufgenommen.
Joachim Guthmann erläuterte, dass die Diskussion bei dem Thema 2021 aufgekommen sei. Für das Baugebiet „Schaftrieb“ war es zeitlich jedoch zu spät, dies zu berücksichtigen. Unterstützt durch die Umwelt- und Energieagentur des Landkreises Karlsruhe, das Ingenieurbüro IBS (Fachbüro) und den Kirn-Ingenieuren (Tiefbauplanung) untersuchte die Gemeindeverwaltung die technische Umsetzbarkeit eines Nahwärmenetzes in Spielberg. Im Juli 2023 wurde die Machbarkeit von den genannten Ingenieur-Büros grundsätzlich bestätigt. Herr Karsten Thiel (Umwelt- und Energieagentur) sowie Jens Maier vom beauftragten Ingenieurbüro IBS erläuterten die Details.
Heizzentrale-Standort - erweitertes Versorgungsgebiet - Wirtschaftlichkeit
Momentan seien mögliche Heizzentrale-Standorte auf kommunalem Eigentum im Bereich der Berghalle oder beim Seniorenzentrum denkbar, jedoch noch nicht endgültig festgelegt. Grundsätzlich könne das System erweitert werden und weitere Gebiete versorgen. Denkbar seien eine Versorgung für die kommunalen Gebäude (Grundschule/Kiga/Berghalle) und das Seniorenheim oder darüber hinaus von Privatgebäuden im Bereich der Straßen Hinter der Kirche / Parkring / Turmbergstraße, etc..
In einer Wirtschaftlichkeitsberechnung hat das Ingenieurbüro den Aufwand für ein durchschnittliches Einzelhaus und ein Mehrfamilienhaus im Vergleich zu einer Einzelheizanlage betrachtet. Daraus geht hervor, dass sowohl für die Einfamilienhäuser, als auch für die Mehrfamilienhäuser der Anschluss an das Nahwärmenetz wirtschaftlicher ist, als eine Einzelheizung. „Wir tendieren daher dazu, auf den Erlass einer Satzung und damit auch auf die Ausübung eines Anschluss- und Benutzungszwangs zu verzichten“ ergänzte Bürgermeister Björn Kornmüller. Die Zahlenargumente sprechen für sich, so Joachim Guthmann.
Diskussion im Gemeinderat
Das Vorhaben stieß beim Gemeinderat auf breite positive Resonanz. Allgemein wurde der Ansatz als zukunftsweisend und das Neubaugebiet als gut geeignet befunden. Ein Umdenken sei erforderlich und auch die Versorgungssicherheit sei ein wichtiger Faktor, so u.a. GR Roland Rädle (CDU). Für GR Reinhard Haas (SPD) handelt es sich um ein Pilotprojekt. Wenn es gelinge, habe es Vorbildcharakter.
Mehrere Gemeinderäte sahen einen Standort der Heizzentrale beim Haus der Senioren kritisch. Die Einrichtung sollte Platz haben um sich möglicherweise erweitern zu können. Daher sollten Alternativen geprüft werden, betonten u.a. GR Joachim Karcher (Freie Wähler). Wenn die Anlage erweitert wird, würde der Anteil erneuerbarer Energien (82 % momentan) nicht wesentlich sinken, so antworteten die Fachleute GR Norbert Ried (CDU). Das Thema Notstrombetrieb möchte GR Jürgen Herrmann (Freie Wähler) berücksichtig sehen.
GRin Simone Rausch (Bündnis 90/Grüne) brachte noch das Thema Versorgung möglicher Tiny-Häuser ins Gespräch. GR Hans Kleiner (FDP / Liberale Liste) fragte nach dem Betreibermodell. Hier gebe es unterschiedliche Möglichkeiten. Rechnungsamtsleiterin Petra Goldschmidt antwortet, dass die Heizzentrale an einen Investor gehen soll.
Blick auf das Gelände des Baugebietes „Holderäcker II“. Foto: Archiv
Die künftige Nahwärmeversorgung könnte auch öffentliche Gebäude wie die Berghalle versorgen. Foto: Archiv
Bekanntgaben
GR Hans Kleiner (FDP/Liberale Liste) informierte, dass er seit Jahresanfang Mitglied bei der FDP und Teil der Gruppierung FDP/Liberale Liste ist. Unter dieser Gruppierung wird er zusammen mit Oliver Bossert (FDP/Liberale Liste) agieren.
Verschiedenes
Bürgermeister Björn Kornmüller informierte über den Baustart Außenanlagengestaltung Kita St. Franziskus.
Provisorisches Parkverbot an der gesamten Karlsruher Straße eingerichtet
Ein provisorisches erweitertes Parkverbot an der gesamten Karlsruher Straße sei mittlerweile eingerichtet. Dieses wird in einem gewissen Zeitraum beobachtet und danach gegebenenfalls eine dauerhafte Einrichtung beim Landratsamt beantragt. Am Anfang müsse zu dem Thema stärker informiert werden und auch die Überwachung entsprechend laufen.
Sanierung Ortsdurchfahrt Ittersbach
Die Sanierung der Ortsdurchfahrt Ittersbach – Lange Straße – soll früher beginnen. Geplant sei, bereits im April auszuschreiben. Als Baubeginn ist Juni anvisiert.
Zusammenarbeit mit der Deutschen Glasfaser
Der Baubereich beim Glasfaserausbau sei stärker nachgefragt. Die Deutsche Glasfaser musste, u.a. durch stark steigende Baupreise, steigende Materialkosten sowie Inflation eine neue wirtschaftliche Kalkulation erstellen. Als Folge davon verzögerten sich die Ausbauprojekte. Daher müsse nun der Ausbau von Ittersbach und Langensteinbach durch die Deutsche Glasfaser priorisiert werden. Begonnen wird mit Langensteinbach.
Wie der weitere Ablauf ist, sei momentan noch nicht klar. Das Landratsamt kommuniziere auch zu dem Thema mit der Deutschen Glasfaser. Am 8.4. soll in Langensteinbach ein Infoabend zum Thema Nachfragebündelung stattfinden. Dann könnte bis 13. Juli gemeldet werden, wer einen Vertragsabschluss mit der Deutschen Glasfaser anstrebt. Wenn es Neuigkeiten gibt wird die Gemeindeverwaltung umgehend informieren.
Beteiligung von Kommunen an Schulinvestitionen
Das Verfahren zur Kostenbeteiligung sei – so Hauptamtsleiter Benedikt Kleiner – gestartet. Bei zwei kleineren Beträgen gebe es bereits Einverständnis. Andere Kommunen hätten noch nach ergänzenden Unterlagen gefragt und mitgeteilt, dass das Verfahren noch Zeit bräuchte. Vermutlich wird das ganze Verfahren länger als ein Jahr dauern.
Fragen der Zuhörer
Aus der Bürgerschaft zeigte sich Herr Hoffmann überrascht über den genannten Nahwärme-Arbeitspreis von ca. 13,2 Cent pro Kilowattstunde. In Schleswig-Holstein gebe es eine Sammelklage gegen einen Nahwärmeanbieter wegen drastisch angestiegener Arbeitspreise. Diese seien drei Mal so hoch. Er verwies auf einen Artikel in der Zeitschrift Stiftung Warentest. Joachim Guthmann antwortete, dass man sich hier kundig machen wird. Die Themen seien bekannt. Das Ingenieurbüro soll auf die Fragestellung eingehen. Die zwei bestehenden Nahwärmelösungen in Karlsbad funktionierten
Hintergrundinfos
Ausführliche Informationen zu den Tagesordnungspunkten mit der Vorlage finden Sie im Ratsinformationssystem der Gemeinde Karlsbad (Bürgerinfoportal).