Reinhild Prautzsch, Pfarrerin i.E.
Dienstag, 22. Oktober 2013, 20.00 Uhr
Haus Conrath, Langensteinbach, Weinbrennerstr. 7
Kostenbeitrag: 3,50 Euro
Ständig mit der Sprache befasst (als Studentin, als Dometscherin, Übersetzerin, Sprachlehrerin, Lektorin, in verschiedenen Ländern lebend), fängt Hilde Domin erst mit 42 Jahren an, Gedichte zu schreiben.
Als sie ihrem Mann, Professor für Altertumskunde, ihr erstes Gedicht vorlegt, beschreibt sie dies so:
"Ich habe ein Gedicht geschrieben", sagte ich zu ihm.
Morgens vielleicht. Vermutlich morgens.
"Du schreibst keine Gedichte", sagte er missbilligend.
"Bis gestern", sagte ich vorsichtig.
"Wie wenn die Katze plötzlich zu reden begänne", sagte er.
"So leicht ist das also", sagte er empört, als er es sich nach vielem Sträuben angesehen hatte.
"Wieso?" sagte ich. "Was ist leicht?"
"Gedichte schreiben", sagte er. "Du hast es nie getan. Es ist ein Gedicht."
Damit knallte er die Tür hinter sich zu.
Als ich die Tür knallen hörte, wusste ich, dass es ein Gedicht war.