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Redaktionelle Berichte | 24.05.2011 – 08.06.2011

Das Schicksal von Frieda Löhle

Aus der Reihe Ortsgeschichte

„Gestorben an Lungenentzündung in Hadamar" - diese Nachricht erhielten die Verwandten von Frieda Löhle von der Tötungsanstalt im hessischen Hadamar. Doch die Lungenentzündung war giftiges Gas, mit dem nicht nur geistig Behinderte, sondern auch psychisch Kranke von Staats wegen ermordet wurden. Frieda Löhle wurde am 14. August 1892 in Langensteinbach geboren. Als sie gerade zehn Jahre alt war, starb ihre Mutter bei der Geburt des 12. Kindes. Zum Teil betreuten die älteren Geschwister die Halbwaisen und auch nähere Verwandte nahmen von den Kindern auf. Frieda Löhle war nach der Schulentlassung bemüht, sich durch das Erlernen von Steno und Maschinenschreiben einen damals doch gehobenen Beruf zu erarbeiten, um der Armut zu entrinnen. Bei einer Krankenkasse in Karslruhe-Durlach fand die Autodidaktin dann auch eine Anstellung. Doch diese Arbeit wurde ihr zum Verhängnis. Sie lernte dort eine Ärztin kennen und war gut mit ihr befreundet. Als dritte Freundin kam eine bekannte Schauspielerin dazu. Übermütig spritzte die Ärztin ihren Freundinnen Drogen. Als sie bemerkte, was sie angestellt hatte, ließ sie ihre Freundinnen im Stich. Frieda wollte die Sucht nach Drogen mit Alkohol bekämpfen und wurde dann auch hier abhängig. Frieda kam wieder nach Langensteinbach zurück. Sie war nicht nur äußerst intelligent, sondern sie verfügte auch über kunsthandwerkliche Fähigkeiten. Sie fertigte wunderschöne kunstgestrickte Tischdecken und viele kleine Deckchen. Doch leider hatte sie ihre Sucht so stark im Griff, dass nur selten noch ein Arbeiten möglich war. Wie jetzt Dr. Lilienthal, der Leiter der Gedenkstätte Hadamar berichten konnte, wurde Frieda Löhle am 30. Oktober 1939 in der Anstalt Reichenau/Bodensee aufgenommen - sehr wahrscheinlich zum Entzug - und von dort am 11. Februar 1941 in die Anstalt Emmendingen verlegt. Am 9. Mai 1941 wurde sie dann nach Wiesloch überführt. Wiesloch war zu dieser Zeit eine Art Zwischenanstalt für die Tötungsanstalt Hadamar. Am 17. Juni 1941 kam sie dann in Hadamar an und ist sehr wahrscheinlich auch an diesem Tag gestorben. Die Todeskandidaten wurden nämlich nach der Ankunft in der Anstalt in Hadamar sofort in der Gaskammer ermordet. Wie Dr. Lilienthal noch erwähnt, wurde das offizielle Todesdatum und auch die Todesursache stets falsch angegeben, um die Angehörigen und auch die Behörden zu täuschen. In den Kellerräumen und im darüber liegenden Stockwerk der ehemaligen Anstalt Hadamar ist heute eine Gedenkstätte eingerichtet, die an die ermordeten Opfer erinnern soll.

Hildegard Ried

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